Man kann kein Omelett braten, ohne ein paar
Eier zu zerschlagen, weiß der Volksmund. Auf die im Zuge der
Ukraine-Krise verschärften Wirtschaftssanktionen der EU antwortet
Kreml-Chef Wladimir Putin nun trotzig mit einem Importverbot für
Lebensmittel aus der EU. Milchprodukte, Käse, Joghurt, Fleisch, Bier,
Wein, Obst und Gemüse sollen aus den Marktregalen im russischen
Riesenreich verbannt werden. Damit zeigt Putin zwar Zähne, er könnte
damit sogar einen „Handelskrieg“ mit dem Westen befeuern. Doch
letztlich träfe er damit vor allem die russischen Verbraucher, denen
eine schlechtere Versorgung und höhere Preise drohen, sowie die
russische Wirtschaft selbst. Denn die ist vor allem auf
Hochtechnologie-Importe und Investitionen aus dem Westen angewiesen.
Mit seiner flotten Retourkutsche auf die EU-Sanktionen brockt Putin
seinem Land eine Suppe ein, die Russland noch lange auszulöffeln
haben wird. Allerdings haben die verschärften wirtschaftlichen
Strafmaßnahmen gegen Russland natürlich auch negative Auswirkungen
auf Unternehmen hierzulande. Der Verweis auf die vergleichsweise
geringen Import-Export-Geschäfte zwischen Deutschland und Russland
taugen da nur bedingt als Beruhigungspille. Ausfuhren nach Russland
nehmen zwar nur 3,3 Prozent in der deutschen Bilanz. Aber selbst
dahinter stecken rund 300 000 Arbeitsplätze. Und für so manche Firma,
die stark im Russlandgeschäft engagiert ist, geht es dabei um die
Existenz. Selbst die großen deutschen Autobauer stöhnen unter dem
Absatzrückgang in Russland, der freilich mit den jüngsten Sanktionen
kaum etwas zu tun hat, sondern eine Folge der sich allgemein
verschlechternden Wirtschafts-Situation in Russland ist. Die
Ukraine-Krise und in der Folge die Sanktionen verschärfen den
Negativtrend der ohnehin kriselnden russischen Wirtschaft nur noch.
Kremlchef Putin gibt sich zwar als eine Art neuer russischer
Imperator, der mal eben die Krim annektiert und in der Ost-Ukraine
gefährlich mit dem Feuer spielt. Doch der nach wie vor vor allem auf
Rohstoff-Exporten fußenden Wirtschaft seines Landes vermag er nicht
die dringend notwendigen Modernisierungsimpulse zu vermitteln. Das
dürfte sich in absehbarer Zeit rächen, wenn die Wirtschaft weiter
einzubrechen droht. Oder aber – und das wäre noch schlimmer – Putin
weiter und noch kompromissloser auf die Karte der militärischen
Stärke setzt. Ein Abdriften der russischen Wirtschaft in den Abgrund
hätte nicht nur für die involvierten westlichen Geschäftspartner
ernste Folgen. Vor allem wäre dieses Abwärts-Signal verheerend für
die internationale Wirtschaft. Die ist nach der Finanzkrise 2008/09
längst noch nicht wieder „über den Berg“. Die diversen
Kriegsschauplätze sind Gift für Investoren und Sand im Getriebe der
globalen Wirtschaft. Es wird nun darauf ankommen, dass der Westen
einerseits Härte gegenüber Moskau zeigt und Strafmaßnahmen verhängt.
Zugleich aber dürfen nicht alle Türen zugeschlagen werden. Gespräche,
Verhandlungen, Diplomatie sind allemal besser als ein Handelskrieg
als weiterer Kollateralschaden in Folge des Ukraine-Konflikts. Auf
einem anderen Blatt stehen mögliche staatlichen Hilfen für jene
deutschen Firmen, die wegen der Sanktionen und Moskauer
Gegenreaktionen nun in die Bredouille geraten und deren Exporte nicht
über Hermes-Bürgschaften abgesichert sind. Noch hält sich Berlin
bedeckt, sind die konkreten Auswirkungen nur zu erahnen. Doch ganz
heraushalten darf sich der Bund an dieser Stelle nicht. Er sollte für
die zerschlagenen Eier mit in Haftung genommen werden.
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