Mittelbayerische Zeitung: Gemeinsam antworten / Kommentar zum Staatsdoping in Russland

Der zweite Bericht von WADA-Chefermittler
Richard McLaren bringt keine Überraschung: In Russland war Doping ein
Teil des staatlich gelenkten Sportsystems. Die Zahlen, dass jetzt
mehr als 1000 russische Sportler davon profitierten oder zugleich
Opfer waren, und dass 650 positive Doping-Proben in rund 30
Sportarten verschwunden sind, belegen allenfalls das neue Ausmaß.
Viel wichtiger ist jetzt eine gemeinsame Antwort des Sports, wie sie
vor den Olympischen Spielen von Rio fehlte. Da sperrten die
Leichtathleten alle russischen Sportler, während das Olympische
Komitee und andere Fachverbände vor Pauschalverurteilungen
zurückschreckten. Immerhin holten russische Sportler auch bei Olympia
2016 insgesamt 56-mal Edelmetall – das bedeutete Platz vier
Medaillenspiegel und damit einen vor Deutschland. Richtig und wichtig
ist, dass die Verantwortlichen auf allen Ebenen staatlich verordnete
und individuelle Schuld genau abwägen. Dann aber muss mit einer Latte
gemessen werden. Das kann nur bedeuten: Wenn ein Staat Doping
verordnet oder ein Sportler dopt, hat er im sauberen Sport nichts
verloren. Nur eine klare Kante kann ein Stück Glaubwürdigkeit
zurückbringen – vorausgesetzt, man hat selbst keine Leichen im
Keller. Aber vielleicht erschwert manchem gerade diese Sorge samt
einer gewissen Ungewissheit eine klare Positionierung.

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