Mittelbayerische Zeitung: Ins Leere

Der Libyen-Einsatz wird für die Nato zur
Belastungsprobe. Nur die Hälfte der Nato-Staaten beteiligt sich. Kein
Wunder also, dass den Hauptakteuren Geld, Munition und Motivation
ausgehen. Damit bildet der Libyen-Einsatz das Hauptproblem der
Allianz ab: Sie hat keine gemeinsame Linie. Die 2010 verabschiedete
neue Strategie läuft ins Leere. Obwohl die Operation schon über zehn
Wochen dauert, zeichnet sich noch kein Ende der Kampfhandlungen ab.
Diejenigen, die sich von Anfang an aus allem herausgehalten haben,
fühlen sich bestätigt – und treiben so den Keil immer tiefer zwischen
die Bündnispartner. Dieser Zwist geht nicht spurlos an der Nato
vorbei. Die Außenwirkung ist verheerend: ein zerstrittener Haufen,
dem es an Solidarität mangelt. Es ist das Grundproblem, das hier
erneut aufbricht. Seit Ende des Kalten Krieges weiß die Nato nicht
mehr, wozu sie gut ist. Der Afghanistan-Einsatz entpuppt sich
zunehmend als Reinfall, in Libyen droht dasselbe Schicksal und der
Nato die nächste Sinnkrise. Daran wird auch das Strategiekonzept
nichts ändern. Dennoch muss sich die Allianz nun auf die Gegenwart
konzentrieren. Der Einsatz in Libyen muss erfolgreich sein.
Deutschland sollte aufpassen, dass es nicht noch weiter an Einfluss
verliert.

Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de