Die Führung in Havanna hat angesichts der
Fakten gar keine Wahl: Kuba soll sozialistisch bleiben. Kuba ist
aufgrund der maroden Wirtschaft so gut wie pleite. Kuba hat einen
über alle Maßen aufgeblähten Staatsapparat. Und zudem hat Kuba eine
greise Staatsführung, die – wie das Volk auch – nichts anderes kennt
als Planwirtschaft. Mit der Reform, die in westlichen Augen nicht
mehr ist als ein Reförmchen, haben die Castros – auch Fidel ist an
der wirtschaftlichen Neuausrichtung nicht gänzlich unbeteiligt –
dennoch eine Chance vertan. Denn das, was der Parteitag der
Kommunistischen Partei Kubas (PCC) jetzt formell beschloss, ist schon
seit etwa einem halben Jahr Realität – und funktioniert nur bedingt.
Kein Wunder: Es gibt nicht genug Schuhe in Kuba, die die bis zu einer
halben Million Staatsdiener putzen könnte, die bereits in die
„Selbstständigkeit“ entlassen wurden bzw. demnächst entlassen werden
sollen. Und trotz der vielen Touristen ist auch der Bedarf an
Privat-Restaurants und „fliegenden“ Pizza-Verkäufern nicht in
ausreichendem Maße vorhanden. Was Kuba gebraucht hätte, ist eine
Revolution – diesmal eine wirtschaftliche. Und deren Realisierung
wäre auf den ersten Blick gar nicht so kompliziert gewesen: Havanna
hätte sich nur am befreundeten Peking orientieren müssen, möchte man
meinen. Bei genauerem Hinsehen stellt sich die Situation aber dennoch
nicht ganz so eindeutig dar. Denn solange Castros Inselreich durch
die ungerechtfertigte US-amerikanische Blockade von der
wirtschaftlichen Außenwelt abgeschnitten ist, kann Kuba –
Wirtschaftsreform hin, Wirtschaftsrevolution her – gar nicht auf die
Beine kommen. Und das ist in Washington durchaus so gewollt.
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