Mittelbayerische Zeitung: Kommentar, Mittelbayerische Zeitung (Regensburg) zur Atompolitik der Bundesregierung:

Nichts ist sicher

Die großen Energiekonzerne werden das Moratorium der
Bundesregierung nicht widerspruchslos hinnehmen – das war von Anfang
an klar. Vor allem deshalb, weil ganz offensichtlich sieben
Alt-Reaktoren plus Krümmel urplötzlich von Goldeseln zu Atomruinen
mutieren sollen – daran lassen Union und FDP kaum Zweifel. Allein in
den drei Monaten des als vorläufig deklarierten Stillstands entgehen
den Versorgern 500 Millionen Euro Umsatz. Ein dicker Batzen davon ist
Reingewinn, weil AKW geringe laufende Betriebskosten verursachen. Die
Vorstände können sich angesichts dieser Beeinträchtigung des
Geschäfts nicht sicher sein, ob sie dagegen klagen sollen oder sogar
müssen, um nicht von Aktionären selbst belangt werden zu können –
weil sie die Interessen des Unternehmens vernachlässigen würden, wenn
sie es unterlassen. RWE geht diesen Weg, E.ON, EnBW und Vattenfall
halten dagegen still. Gut möglich, dass die Kanzlerin mit ihnen
hinter den Kulissen einen Deal aushandelt, mit dem beide Seiten leben
können. Das kann etwa die Ausnutzung von Spielräumen beim
Sicherheitscheck sein – so dass von vornherein klar ist, dass
wenigstens einige Meiler überleben werden. Besser wäre von Anfang an
eine gesetzliche Lösung gewesen. Doch dann hätte sich die Regierung
auf ihre Kehrtwende endgültig festgelegt. Dass sie das vermeiden
wollte, sollten wir im Hinterkopf behalten.

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