Kollege Roboter
Roboter und Menschen sollen eines Tages Hand in Hand arbeiten. So
lautet jedenfalls die Vision des Fraunhofer Instituts in Magdeburg.
Das Neue daran? Die Forscher wollen die Maschinen aus ihren Käfigen
befreien und sie zu neuen Kollegen machen. Damit die Roboter keine
Gefahr für Menschen darstellen, sollen sie insgesamt leichter und
langsamer werden. In der Fahrzeug-Montage arbeiten Service-Roboter
schon lange mit Menschen zusammen – bei Opel etwa beim Einbau von
Autotüren. Die Maschine greift sich die Tür aus einem Transportwagen
und hält sie an die Angeln des Autos. Für die Mitarbeiter hat das
Vorteile: Sie müssen nicht mehr schwer heben, sondern das Teil nur
noch in die Halterung einpassen. Um Unfälle zu vermeiden, wird die
Zone von Scannern überwacht. Wie die Industrie in Zukunft produzieren
wird oder könnte, ist in diesen Tagen auf der HannoverMesse erlebbar.
Für die Beschäftigten bedeutet die zunehmende Automatisierung und
Digitalisierung in jedem Fall weit mehr als maschinelle
Unterstützung. In der Industrie 4.0 verzahnt sich die Fertigung mit
modernsten Informations- und Kommunikationstechnologien sowie mit der
Logistik. Wie das „in echt“ funktioniert, kann man heute schon im
vielfach prämierten Siemens-Vorzeigewerk in Amberg sehen. Fakt ist:
Deutschlands Industrieunternehmen stehen unter einem immer größeren
Wettbewerbsdruck. Um weltweit konkurrenzfähig zu bleiben, müssen sie
Prozesse optimieren und so auch bei der Produktivität zulegen. Neue
Technologien können hier einen wichtigen Beitrag leisten. Deren
Einsatz hat aber einen weiteren positiven Effekt: Wie bei Opel können
Maschinen den Menschen monotone und körperlich anstrengende
(Routine-)Tätigkeiten abnehmen. Dass dabei mittel- und langfristig
gerade geringqualifizierte Mitarbeiter ihre Jobs verlieren werden,
steht allerdings außer Zweifel. Und so wird der forcierte Einsatz von
Technik in den Fabriken auch massive Auswirkungen auf den
Arbeitsmarkt haben. Nach einer Prognose des Weltwirtschaftsforums
könnten durch die Digitalisierung bis zum Jahr 2020 rund sieben
Millionen Arbeitsplätze in den Industrieländern verloren gehen. Dies
betrifft vor allem weitgehend standardisierte Tätigkeiten – im
Übrigen auch im Verwaltungsbereich. Das Institut für Arbeitsmarkt-
und Berufsforschung geht unterdessen für Deutschland davon aus, dass
490 000 Jobs verschwinden und 430 000 neue Stellen entstehen –
tendenziell für IT-Spezialisten, Naturwissenschaftler,
Unternehmensberater sowie in der Aus- und Weiterbildung. Deutschland
verfügt nur begrenzt über Rohstoffe und benötigt das produzierende
Gewerbe. Die klassische Industrie steuert derzeit fast 22 Prozent zum
Bruttoinlandsprodukt bei. Dennoch wird der Wert des Wissens, der mit
komplexen Fertigungsprozessen verbunden ist, häufig unter-
beziehungsweise geringgeschätzt. Ob bei Autos oder Anlagen, wer
erfolgreich in Serie produzieren will, benötigt eine hohe
industrielle Intelligenz und Kompetenz. Und wer sein Unternehmen
zukunftsfest machen will, kommt an der Automatisierung und
Digitalisierung nicht mehr vorbei. Viele Berufsbilder verändern sich.
Die Arbeitnehmer stehen vor großen Herausforderungen, gerade wenn sie
sich mit steigenden Ansprüchen an die eigenen Kompetenzen
konfrontiert sehen. Stete Aus- und Weiterbildung und die
Bereitschaft, sich auf Veränderungen einzulassen, werden daher immer
wichtiger. Die Unternehmen sollten ihre Mitarbeiter nicht alleine
lassen, und sie – so weit wie möglich – beim gemeinsamen Weg in die
Zukunft an die Hand nehmen.
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