Am 11. Februar 2013 kündigte Benedikt XVI.
seinen Rücktritt an. In der weltweiten Öffentlichkeit, auch in weiten
Teilen der katholischen Welt, ist von Benedikt das Bild eines
rückwärtsgewandten Bewahrers haften geblieben, der die Aussöhnung mit
der reaktionären Piusbruderschaft suchte, die tridentinische Messe
aufwertete und schließlich von Skandalen und In-trigen aufgerieben
wurde. Dass er deutlich Position gegen Kindesmissbrauch durch
Priester Stellung bezog und als erster Papst in der Vatikanbank
aufzuräumen begann, wird leicht übergangen. Dennoch war Ratzingers
Interesse stark auf das Innenleben der Kirche konzentriert.
Eigentlich ist das auch die originäre Aufgabe eines Papstes, als
Hirte der Weltkirche für die Einheit seiner 1,2 Milliarden Mitglieder
umfassenden Gemeinde zu sorgen. Benedikt polarisierte aber
paradoxerweise gerade deshalb, weil er seinen Blick so sehr nach
innen gerichtet hatte. In diesem Zusammenhang ist die Wahl seines
Nachfolgers Franziskus aufschlussreich. Auch wenn die Kardinäle
zuweilen selbst überrascht von der Energie des Argentiniers sind,
haben sie mit der Wahl Jorge Mario Bergoglios in dieser Hinsicht
einen Kontrapunkt zu Ratzinger gesetzt. Ein Papst, so bestimmte das
Konklave implizit mit der Wahl Bergoglios, muss vor allem auch die
Welt im Blick haben. Die Kirche und ihre Traditionen dabei vergessen
darf er nicht. Dabei gehört es zur Natur der katholischen Kirche, in
der Öffentlichkeit auch anzuecken. Sie ist kein Glaubensverein,
sondern beansprucht eine theologische Wahrheit, die zwangsläufig mit
dem Zeitgeist in Konkurrenz treten muss. Das bedeutet aber nicht,
dass sich die 2000 Jahre alte katholische Kirche nicht verändern
kann. Benedikt XVI. selbst hat es vor einem Jahr vorgemacht.
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