Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Pascal Durain zu Glyphosat/Bier

Dass auch im liebsten Getränk der Bayern
Glyphosat steckt, überrascht nicht – auch nicht im Jubiläumsjahr des
500 Jahre alten Reinheitsgebots, auch nicht in dem Bundesland mit
stolzen 616 Brauereien. Der Aufschrei dagegen umso mehr. Denn schon
zuvor wurde Glyphosat im Urin von 60 Prozent aller Bundesbürger und
in den meisten verkauften Broten nachgewiesen. Allein wie gefährlich
der Unkrautvernichter schlechthin ist, scheint abhängig davon zu
sein, wen man fragt. Aber eines steht fest: Gesund ist es nicht. Und
es scheint kein Entkommen zu geben. Noch alarmierender ist eine
andere Tatsache. Denn wir, diejenigen, die vermeintlich ungesunde
Stoffe essen, haben uns dazu entschieden, unsere Nahrung immer mehr
in die Hände von Konzernen zu legen, die Umweltgifte und Gentechnik
in alle Länder dieser Welt bringen. Wir leben schon lange mit
Pestiziden in uns; ebenso mit Produkten, die durch moderne Sklaverei
produziert worden sind. Wirklich stören tut das nur wenige. Denn nur
wer die globale Produktionskette ignoriert, kann weiter billig
einkaufen, weiter immer das gleich aussehende und ganzjährig
verfügbare Gemüse essen. Sich gesund ernähren, dabei regionale
Erzeuger unterstützen, die fair und nachhaltig produzieren, das
möchte jeder. Aber nur wenige können es. Nicht nur aus Ignoranz,
sondern auch, weil „bio“ nicht billig ist; und es nicht sein kann.
Aber hier fehlt der Aufschrei: Essen ist kein Luxus, doch gesunde
Nahrung wird immer mehr zum Privileg. Wollen wir das? Falls ja, wird
Glyphosat im Bier nicht der letzte umstrittene Stoff sein.

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