Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Arznei-Tests an Menschen: Hohe Messlatte von Hanna Vauchelle

Es ist jedes Mal dasselbe: Ob im Umwelt-,
Verbraucher- oder Gesundheitsbereich – kaum wagt sich die
EU-Kommission mit einem neuen Gesetzesvorschlag an die
Öffentlichkeit, fürchtet Deutschland eine Aufweichung seines
Schutzstandards. In vielen Fällen sind diese Sorgen unberechtigt und
basieren lediglich darauf, dass manche Lobbygruppen geschickt ihre
Interessen zu vertreten wissen. Doch wenn es um ein so heikles
Dossier wie Arzneimittel-Tests an Menschen geht, kann gar nicht genau
genug hingeschaut werden. Pharmahersteller sind darauf angewiesen,
ihre klinischen Tests in mehreren Staaten gleichzeitig durchzuführen.
Anderenfalls können vor allem für seltene Krankheiten keine modernen
Medikamente hergestellt werden. Deshalb ist es richtig und wichtig,
dass Europa seine Vorschriften für die Arzneimitteltests
vereinheitlicht. Dabei muss die Messlatte aber das höchstmögliche
Schutzniveau sein. Denn wer sich freiwillig als Versuchskaninchen zur
Verfügung stellt, muss sicher sein können, dass sein Wohlergehen über
dem der Pharmafirmen steht. Garantiert werden kann dies nur durch
unabhängige Ethikkommissionen. Das Europaparlament hat deshalb Recht,
wenn es darauf drängt, die rechtliche Stellung der Ethikkommissionen
EU-weit zu stärken. Es kann nicht sein, dass die EU die Wünsche der
Pharmaindustrie über die Interessen der Patienten stellt.

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