Eine „Kultur des Hinschauens“ fordern Politiker
oft, wenn es um Kindesmisshandlungen geht. Eine staatstragende
Formulierung ist das – die aber einen unangenehmen Beiklang hat. Denn
wer andere zum Hinschauen auffordert, schiebt Verantwortung von sich
ab. Dabei hätte der Gesetzgeber selbst genug zu tun. In Deutschland
ist der Kinderschutz chronisch unterentwickelt. Die vorherrschende
Meinung bei deutschen Eltern: Mein Kind gehört mir. Doch das ist
falsch. Ein Kind gehört niemandem, es ist ein eigenständiger,
besonders schutzbedürftiger Mensch. Der Staat muss daher immer dann
eingreifen können, wenn die Unversehrtheit eines Kindes gefährdet
ist: Vorsorgeuntersuchungen oder Impfungen etwa müssen genau so zur
Pflicht werden wie der Schulbesuch. Das wäre ein Mittel, um
Kindesmisshandlungen schneller zu erkennen. Kinder sind keine
Privatsache. Ihr Schutz ist eine Aufgabe der ganzen Gesellschaft.
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