Der Hacker-Angriff auf die Timoschenko-Familie
hat alle Zutaten einer typisch ukrainischen Schmierenkomödie. Es
gehört zum politischen Alltag in Kiew, Kontrahenten mit manipuliertem
Material, Erpressung und Bestechung niederzumachen. Dass dabei der
Geheimdienst und/oder die staatsnahe Mafia ihre Hände im Spiel haben,
ist selten zu beweisen – wahrscheinlich ist es dennoch. Der gesunde
Menschenverstand legt nahe, dass die Veröffentlichung gefälschter
Timoschenko-Mails aus der Zentrale ihres Widersachers heraus
gesteuert wurde, von Präsident Viktor Janukowitsch. Wem sonst sollte
die Verunglimpfung nutzen? Der größte Skandal daran ist, dass
ausländische Helfer wie die Berliner Ärzte in den Sumpf hineingezogen
werden. Zwischen Gut (Timoschenko) und Böse (Janukowitsch) in dem
Spiel unterscheiden zu wollen, ist sinnlos. Auch das
Timoschenko-Lager schreckt vor Diffamierungen des Gegners nicht
zurück – nur sitzt die inhaftierte Oppositionsführerin am kürzeren
Hebel. Die EU sollte aus der Dauerfarce ihre Schlussfolgerungen
ziehen. Bei allem berechtigten Interesse an einer Annäherung ist mit
dieser Ukraine kein Staat zu machen. Ein Assoziierungsabkommen mit
Kiew mag sinnvoll sein, weil es Reformen festschreibt. Spätestens bei
der Umsetzung darf es allerdings keine Kompromisse geben. Denn die
Buchstaben von Verträgen zählen in der Ukraine wenig. Autor: Ulrich
Krökel
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