Es war eine Art Scheckbuchpolitik, die der
frühere österreichische Kanzler Schüssel mit den rechten Parteien
betrieb, von denen er sich an der Macht halten ließ: Sie verzichteten
auf radikale Forderungen und bekamen dafür erträgliche Pfründen. Das
klingt schlau, war es aber nicht. Es hat die Republik nicht nur viel
Geld gekostet, das Schüssel gar nicht gehörte. Es hat darüber hinaus
auf Dauer die Sitten verdorben. Eine gewisse Nonchalance in
Abrechnungsfragen mag seit jeher zu den nationalen Tugenden gezählt
haben; man musste sich ja von der Buchhaltermentalität des nördlichen
Nachbarn maximal unterscheiden. Was aber jetzt ans Licht kommt,
sprengt den Rahmen des Üblichen. Kick-backs, Schmiergelder, sogar
Geldwäsche für russische Magnaten – das kannte man in Europa bisher
nur von der Mafia in Italien und auf dem Balkan. Vielleicht sollten
es Österreichs Demokraten beim nächsten Abwehrkampf gegen die
radikale Rechte doch einmal mit Moral versuchen – mit finanzieller
wie mit politischer.
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