Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Chodorkowski-Begnadigung

von Ulrich Heyden, MZ

Wladimir Putin kann sich die Freilassung von Michail Chodorkowski
leisten, denn um den ehemaligen Yukos-Chef ist es still geworden. Die
Protest-Welle für die Freilassung des ehemaligen Öl-Magnaten ist
verebbt. Auch die von Liberalen geführte Protestbewegung für faire
Wahlen, die Putin als von Washington gesteuert verdammte, gibt es
nicht mehr. Im Fall Chodorkowski hat der Kreml-Chef sein Ziel
erreicht. Die russischen Unternehmer wissen seit der Verhaftung von
Chodorkowski 2003, dass sie sich politisch nur in enger Absprache mit
dem Kreml betätigen können. Nach 13 Jahren an der Macht hat Putin
Russland – wenn auch mit harten Methoden- stabilisiert und wieder zu
einem international geachteten Staat gemacht. Nicht alle Russen sind
begeistert von Wladimir Wladimirowitsch. Die meisten sehen aber keine
Alternative zu WWP. Mitleid für Chodorkowski gibt es bei den
einfachen Russen kaum. Freude über seine Begnadigung wird es vor
allem von der großstädtischen Mittelschicht und aus dem westlichen
Ausland geben. Mit der Begnadigung will Wladimir Putin politischen
Zündstoff entschärfen. Mit der Begnadigung demonstriert Wladimir
Putin, dass er auch vergeben kann. Mit dieser Strategie will Putin
seine Macht weiter festigen.

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