Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Ukraine: Tür nach Osten, von Ulrich Krökel

Für einen Coup ist Russlands Präsident immer
gut. Gestern ließ Putin die Duma eine Amnestie beschließen, von der
auch Regimekritiker profitieren könnten. Darunter sind die Frauen von
„Pussy Riot“ und Greenpeace-Aktivisten. Das dürfte in Brüssel und
Washington für positive Resonanz sorgen – an einem Tag, der ansonsten
ganz im Zeichen der Konfrontation zwischen West und Ost gestanden
hätte. Denn wenige Stunden später traf Putin mit Viktor Janukowitsch
zusammen, um dessen jüngsten Ostschwenk in Form zu gießen. Einem
Vertrag mit der EU hatte dieser eine Absage erteilt. Brüssel bot in
den Augen des Ukrainers zu wenig Geld. Außerdem machte Moskau mit
unlauteren Mitteln Druck. Der Kreml drohte mit Handelsblockaden und
einem Gaskrieg. Nun also geht Janukowitsch durch die Tür nach Osten.
Janukowitsch bekommt das für sein korruptes Regime so dringend
benötigte Geld. Ob ihm Putins Finanzspritze dauerhaft Ruhe beschert,
ist allerdings mehr als zweifelhaft. Es ist unwahrscheinlich, dass
sich die ukrainische Wirtschaft auf absehbare Zeit erholt. Das aber
heißt: Selbst wenn die Proteste abebben sollten, so sind
Janukowitschs Perspektiven düster.

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