Weniger als notwendig wäre, doch immerhin mehr,
als vorher befürchtet worden war: Die Ergebnisse der
UN-Klimakonferenz von Durban sind zwiespältig. Es gibt einige
Lichtblicke und viel Schatten. So wurde das Fundament erweitert, auf
dem in den nächsten Jahren ein wirklich verbindliches, weltweites
Abkommen zur Reduzierung von Treibhausgasen aufbauen könnte. In den
nächsten vier Jahren soll ein wirkliches Klimaschutzabkommen
erarbeitet werden, auf das sich alle Staaten verpflichtend einlassen
sollen. Es wäre das allererste seiner Art und ginge weit über den
bisherigen Kyoto-Prozess der Gutwilligen hinaus. Allein dies ist
schon ein Erfolg. Durban scheiterte nicht, obwohl es durch die
hartleibige Haltung vor allen der Unterhändler aus Washington und
Peking oft kurz vor einem Desaster stand. Europäer, viele
Schwellenländer und Inselstaaten, denen das Wasser buchstäblich bis
zum Hals steht, haben die Chance zur Verhinderung dramatischer
Klimaveränderungen erhalten. Vielleicht wird Durban aus historischem
Abstand einmal als jener UN-Klimakongress bewertet werden, bei dem
die Türen zur Minderung der Klimaveränderungen weit aufgestoßen
wurden. Allerdings ist der Weg zu verbindlichem, weltweitem
Klimaschutz mit so vielen Wenn und Aber, mit so vielen Unwägbarkeiten
und Untiefen gespickt, dass es noch vieler Marathonsitzungen bedarf,
bis sich klimapolitische Vernunft vielleicht doch noch Bahn bricht.
Ein Durchbruch im Kampf gegen die Erderwärmung war Durban leider
nicht. Vielleicht sind der Leidensdruck und schlicht das
Problembewusstsein für die gigantischen Herausforderungen noch nicht
groß genug. Vor allem bei politischen Eliten und Wirtschaftsbossen in
den USA, die klimapolitisch weiterhin ein ziemlicher Ausfall sind, in
China, wo allerdings kräftig in umweltschonendere Technologien
investiert wird, oder anderswo, ist das Hemd des ungebremsten
Wirtschaftswachstums näher als der Rock des Klimaschutzes. Dabei sind
rauchende Schlote und ungebremster Ressourcen- und Energieverbrauch
schon lange kein Sinnbild mehr für Wirtschaftskraft und Wohlstand.
Denn die Bringschuld zur Rettung des Klimas liegt eindeutig bei den
Industrieländern, die seit über 150 Jahren wie selbstverständlich die
Atmosphäre als gigantische Müllkippe nutzen. Freilich ohne dafür
Müllgebühren zu zahlen. Dass Schwellenländer wie China, Indien oder
Brasilien für sich erst einmal das in Anspruch nehmen, was die
westlichen Länder bereits in Anspruch nahmen, ist nachvollziehbar.
Für das Klima ist es freilich verhängnisvoll. Der Atmosphäre ist es
schlicht egal, woher die Treibhausgase stammen, die sie aufheizen.
Die Wissenschaft ist sich nahezu einig, dass das Zeitfenster zum
Umsteuern in der Klimapolitik, beim Umbau der Volkswirtschaften weg
von den fossilen, hin zu den erneuerbaren Energien und hin zu
wesentlich mehr Effizienz, gerade mal zehn Jahre beträgt. Mit den
vagen Beschlüssen von Durban soll jedoch genau diese kostbare Zeit
vertan werden. Das ist verantwortungslos. Wahrscheinlich kann der
lahme Marsch zur Abmilderung der Erderwärmung auf halbwegs
verträgliche zwei Grad bis zur Jahrhundertwende nur durch ein
Vorangehen Europas beschleunigt werden. Trotz Finanzkrise verfügt der
alte Kontinent, und dabei vor allem Deutschland, über die
technologischen und finanziellen Mittel. Die Krux ist, jetzt müssen
die Schalter weltweit umgelegt werden. Später kann man nur noch die
Folgen des Klimawandels abmildern.
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