Startschuss für das Dschungelcamp: RTL verpasst
dem Fernsehzuschauer wieder eine tägliche Dosis an niveauloser
Abendunterhaltung. Doch langsam wird man müde, den Kölner
Privatsender dafür an den Pranger zu stellen. Angesichts der guten
Quoten müssen wir uns fragen: Trägt RTL mit seinem Programm zur
Volksverdummung bei? Oder senden die TV-Macher nicht vielmehr
einfach, nach was es dem Volk verlangt? Fakt ist, dass der Sender bei
den Zuschauerzahlen die ARD 2010 überholt hat – trotz oder gerade
wegen „Deutschland sucht den Superstar“, „Supertalent“ und Co.. Fakt
ist auch, dass RTL es versteht, die niederen Instinkte der Zuschauer
zu instrumentalisieren. Wenn Bohlen seinen talentfreien Kandidaten
miese Sprüche an den Kopf wirft, reiben wir uns die Hände. Wenn
Bauern auf Frauensuche unbeholfene Annäherungsversuche starten,
kichern wir uns ins Fäustchen. Wenn wir nervige C-Promis zwingen
Känguruhoden zu verspeisen, lehnen wir uns zufrieden im Fernsehsessel
zurück. Schadenfreude, Fremdschämen, Rache – das sind Emotionen, die
RTL nicht erfunden hat. Aber man schlägt daraus Profit. Das mag
verwerflich erscheinen, doch Einschalten und Zuschauen ist auch nicht
besser. Deswegen gegen den Sittenverfall im TV zu wettern ist
zwecklos. Kritik perlt an den Fernsehmachern ab, solange ihnen die
Quote Recht gibt. Aber der Zuschauer ist kein wehrloses Opfer, er
hält die Fernbedienung in der Hand. Würden wir also öfter ab- statt
anschalten, hätten wir nicht mehr das Fernsehprogramm, das wir
verdienen, sondern das Fernsehprogramm, das wir uns angeblich so sehr
wünschen.
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