Mittelbayerische Zeitung: Nebensächlich /

Gibt es Faktoren, die Beate Zschäpe entlasten?
Leidet sie unter einer psychischen Störung? War ihr Alkoholkonsum
relevant für die Taten, die ihr die Staatsanwaltschaft zur Last legt?
All das sind spannende Fragen, die das Gutachten von Psychiater
Henning Saß klären sollte. Was bislang bekannt ist: Saß hält Zschäpe
für geistig gesund, und je nachdem, ob das Gericht ihre Version des
Lebens im Untergrund glaubt oder nicht, könnte er sogar die
Sicherungsverwahrung für Zschäpe empfehlen. Da verwundert es nicht,
dass ihre Anwälte die Verwertung des Gutachtens verhindern wollen. Ob
diese Taktik, selbst wenn sie erfolgreich ist, am Urteil letztlich
viel ändern kann, ist allerdings fraglich: Auch die Richter haben die
Angeklagte in den vergangenen Jahren kennengelernt, haben sie mehr
als 300 Prozesstage lang beobachtet. Und haben erlebt, wie schwer das
Bild, das sie von sich selbst zeichnet, mit dem zusammenpasst, wie
sie sich während dieser langen Tage verhalten hat. Auch sie dürften
sich, wenn auch womöglich nicht so wissenschaftlich fundiert wie der
Gutachter, längst eine Meinung über die geistige Verfassung und die
Schuldfähigkeit der Angeklagten gebildet haben. Solange der von
Zschäpes Anwälten beauftragte Gegengutachter also nicht neue und
glaubwürdige Fakten präsentiert, die sie entlasten, dürften die für
das Urteil wesentlichen Punkte dem Gericht ohnehin bereits bekannt
sein.

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