Sie verdienen weniger als ihre männlichen
Kollegen und in den Führungsetagen muss man sie mit der Lupe suchen:
Frauen haben in der europäischen Wirtschaft einen schlechten Stand.
Doch während man die Gehaltslücke damit begründen kann, dass mehr
Frauen als Männer in Teilzeit arbeiten, gibt es für die Topjob-Lücke
keine logischen Argumente. Zudem ist nicht erst seit heute über die
Hälfte der Universitätsabgänger weiblich. EU-Grundrechtekommissarin
Viviane Reding hat deshalb Recht, wenn sie den europäischen Konzernen
Druck macht. Denn die letzten zehn Jahre haben gezeigt: Von nichts
kommt nichts. Mit der gestrengen EU-Kommissarin Viviane Reding sollte
man sich besser nicht anlegen. Denn dass sich die Luxemburgerin
durchzusetzen weiß, hat sie mehrfach unter Beweis gestellt. Erst
zwang sie die Mobilfunkanbieter in die Knie und verordnete ihnen per
Gesetz niedrigere Roaming-Tarife, dann zettelte sie ein
Vertragsverletzungsverfahren gegen Frankreich an, da das Land
massenweise Roma nach Rumänien und Bulgarien abgeschoben hatte. Dass
sie es mit ihrer Drohung, eine Frauenquote einzuführen ernst meint,
darf also angenommen werden. Die europäischen Konzerne sollten dies
bedenken, wenn sie sich wieder einmal zu einer Selbstverpflichtung
durchringen. Allzu großer Optimismus ist dabei wohl fehl am Platz.
Zur Erinnerung: Die freiwillige Selbstverpflichtung, die die deutsche
Wirtschaft vor zehn Jahren abgab, ist wirkungslos verpufft. Muss hier
also wirklich die EU tätig werden? Ja, denn der mangelnde Fortschritt
bei Gleichstellungsfragen steht Europa schlecht zu Gesicht. Konzerne,
die vom europäischen Binnenmarkt profitieren, haben auch eine soziale
Verantwortung.
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