Es mag so viel geregnet haben wie noch nie,
aber für die Briten war es „der beste aller Sommer“. Zuerst mit den
Festen zum diamantenen Thronjubiläum, dann mit den Olympischen und
den Paralympischen Spielen hat sich das Königreich in eine Euphorie
hineingefeiert, wie es sie seit sechs Jahrzehnten nicht gegeben hat.
Jetzt geht es auf den Herbst zu, und die Rückkehr in die Realität,
zum Alltag einer rezessionsgeplagten Volkswirtschaft, steht an. Was,
fragen sich die Leute, wird von Olympia bleiben? 9,3 Milliarden Pfund
umgerechnet rund 11,62 Milliarden Euro, hat sich Großbritannien die
Veranstaltung der Spiele kosten lassen. Hatte es vorab viel Kritik
über das aufgeblähte Budget gegeben, so meint jetzt Boris Johnson,
der Bürgermeister von London, dass es „die besten 9,3 Milliarden
Pfund sind, die die Regierung jemals ausgeben hat“. Ein Großteil der
Investitionen kam der Regenerierung des East End zugute. Im
vernachlässigten Ostteil der Stadt entstanden neue Wohnungen und das
größte Einkaufszentrum Europas, gleich vor den Toren des Olympischen
Parks. S-Bahn-Linien wurden ausgebaut, und Straford erhielt ein neues
Verkehrsdrehkreuz. 20 000 Arbeitsstellen wurden geschaffen, und die
Hauspreise – Indikator für eine erfolgreiche Yuppifizierung – zogen
deutlich an. Aber zum Nachlass der Spiele gehören neben den
materiellen auch immaterielle Werte. Großbritannien darf stolz sein.
Was hatte es nicht vorher an kritischen Bedenken gegeben! Die Liste
von dem, was schieflaufen würde, war lang: der Nahverkehr, der
zusammenbrechen würde. Der Großeinsatz von Soldaten, der die Spiele
militarisieren würde. Die Zuschauer, die wegbleiben oder sich nicht
begeistern lassen würden. Und dann kam alles anders. Optimismus,
Leistungsbereitschaft, ein neues Verständnis für Körperbehinderte,
Selbstvertrauen, Zusammengehörigkeit, multikulturelle Kohäsion,
Bürgersinn: All das sind Werte, die massiv gestärkt wurden.
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