Von Maria Gruber
Wenn man Geld in die Hand nimmt, soll man es an der richtigen
Stelle ausgeben. Ein Satz, der so banal wie richtig ist. Die
Bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) sagte ihn vor
wenigen Wochen in einem MZ-Interview, in dem sie den Plan ihrer
CDU-Kollegin Ursula von der Leyen, Renten von Geringverdienern
aufzustocken, beurteilte. Diese Binsenweisheit Haderthauers hätte
sich die Union auch beim Betreuungsgeld zu Herzen nehmen sollen. Denn
die 1,2 Milliarden Euro, die für die Leistung pro Jahr fällig werden,
wären an anderer Stelle besser investiert. Zum Beispiel beim Ausbau
von Kinderbetreuungsplätzen: Familienförderung zu betreiben, die den
tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen entspricht, bedeutet, die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Eltern und vor
allem Mütter müssen die Möglichkeit haben, ihr Kind betreuen zu
lassen, wenn sie ins Erwerbsleben zurückkehren. Und genau das tun
immer mehr – nicht etwa nur aufgrund finanzieller Notwendigkeit.
Immer mehr Frauen wollen Mutter und berufstätig sein – weil sie einen
Job haben, der ihnen Spaß macht oder weil sie befürchten, dass ihnen
der Wiedereinstieg nach einer langen Babypause schwerfallen könnte.
Laut einer Allensbach-Studie sind 40 Prozent der Mütter von heute
zwei- bis dreijährigen Kindern bereits innerhalb eines Jahres nach
der Geburt wieder in die Berufstätigkeit zurückgekehrt. Doch noch
finden sie häufig nur nach langer Suche einen Kita-Platz, denn der
Ausbau geht noch immer nicht schnell genug vonstatten. Das liegt
nicht nur am Geld oder daran, dass die Zusammenarbeit zwischen Bund,
Ländern und Kommunen nicht richtig funktioniert. Schuld ist auch die
Ankündigung, das Betreuungsgeld einzuführen – und die hängt wie ein
Damoklesschwert über vielen Kommunen. Die Furcht, Kita-Plätze zu
schaffen, die nach der Einführung der familienpolitischen Leistung
plötzlich nicht mehr gebraucht werden, hat offenbar einige dazu
bewogen, den Kita-Ausbau zu vernachlässigen. Nun fehlen 220 000
Plätze bis zum 1. August 2013, ganz zu schweigen von den Zigtausenden
Erzieherinnen und Erziehern. Kaum vorstellbar, dass dieses Defizit
bis zum Inkrafttreten des Rechtsanspruchs behoben werden kann. Wenn
es so weitergeht mit dem Ausbau, können sich Frauen vor allem für
eine Alternative entscheiden: Für die Betreuung ihres Kindes zuhause.
Von echter „Wahlfreiheit“, wie sie die CSU mit dem Betreuungsgeld
schaffen möchte, ist da wenig zu spüren. „Sie glauben, dass die
institutionelle Betreuung der privaten vorzuziehen ist, wir sehen das
nicht so“, schmetterte die CSU-Politikerin Dorothee Bär am Freitag im
Bundestag der Opposition entgegen. Dabei würde es sich auch für die
CSU lohnen, mehr Geld in die“institutionelle Betreuung“ zu
investieren. Nicht nur, weil sich etwa durch die Verbesserung der
Personalsituation auch die Qualität der Betreuung verbessern ließe.
Diese wird in konservativen Kreisen immer wieder bemängelt – mit
Hinweis auf eine Studie, wonach bei Kindern, die eine Kita besuchen,
angeblich ein erhöhter Spiegel des Stresshormons Cortisol
festzustellen ist. Es würde sich für die CSU vor allem deswegen
lohnen, weil zumindest in einem Großteil der bayerischen
Einrichtungen christliche Werte vermittelt werden – denn zumeist sind
die beiden Kirchen die Träger. Zuhause betreuen oder in der Kita –
klar ist: Es gibt nicht die einzig wahre Lösung, die allen Familien
entspricht. Nur muss die CSU auch endlich ihre ideologischen
Scheuklappen ablegen, denn: Niemand will eine „staatliche
Einheitserziehung“ – und dieser Begriff stammt auch von Ministern
Haderthauer. Sondern es geht darum, eine Familienpolitik zu machen,
die es Müttern erlaubt, berufstätig zu sein, wenn sie das wollen.
Denn nicht nur die Nestwärme, sondern auch die Zufriedenheit der
Mütter trägt dazu bei, dass Familie und Kinder glücklich sind.
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