Mittelbayerische Zeitung: „Späte Genugtuung“ / Ein Kommentar der Mittelbayerischen Zeitung zum Urteil im Fall Ratko Mladic

Der hierzulande fast schon vergessene
Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina Mitte der 90er Jahre kehrt mit dem
Urteil gegen den damaligen Militärchef Ratko Mladic noch einmal
zurück in die Schlagzeilen. Dass das UN-Tribunal in Den Haag den
„Schlächter von Srebrenica“ zu lebenslanger Haft verurteilte, war
nach der Verurteilung des politischen Führer der bosnischen Serben
Radovan Karadzic zu 40 Jahren Haft erwartet worden. Dennoch oder
gerade deshalb ist das harte Urteil gegen den militärisch
Verantwortlichen für Massenmorde, für die 40-monatige grausame
Belagerung von Sarajevo, für ethnische Vertreibungen und
Vergewaltigungen vor allem ein später Sieg der Gerechtigkeit. Es
dürfte auch eine späte Genugtuung für die Angehörigen der Opfer das
damaligen grausamen Bürgerkrieges sein. Ihre Wunden können nun
endlich anfangen zu heilen. Darüber hinaus stellt der Richterspruch
aus Den Haag auch eine Warnung an andere Gewaltverbrecher in
Staatsämtern dar. Vielleicht findet die internationale Gemeinschaft
irgendwann einmal auch die Kraft, die Verantwortlichen für andere
Kriege, etwa den in Syrien, vor Gericht zu stellen. Das von Mladic
befohlene Massaker von Srebrenica war übrigens auch ein Wendepunkt in
der deutschen Politik. Damit es nie wieder zu einem solchen
Massenmord kommen sollte, beschloss der Bundestag später auch
sogenannte robuste Mandate für den Einsatz der Bundeswehr in
Kriegsgebieten. Allerdings haben diese Einsätze nicht immer zur
Befriedung beigetragen.

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