Der US-Präsident spielt im Handelsstreit mit 
China einmal mehr mit dem Feuer. Aus heiterem Himmel drohte er der 
Volksrepublik mit neuen Strafzöllen, die Konsumgüter im Wert von 300 
Milliarden US-Dollar mit einer Einfuhrsteuer von zehn Prozent 
belegen. Diesmal könnte er sich kräftig verspekuliert haben. Denn die
Zölle treffen die Führung in Peking weniger als seine eigene 
Wählerklientel, die von billigen Produkten aus China abhängig ist. 
Ausgerechnet zur Weihnachtssaison, wenn der amerikanische 
Einzelhandel bis zu 80 Prozent seines Jahresumsatzes macht, drohen 
die Preise zu klettern. Ob Smartphones oder Spielzeuge, Schuhe oder 
Textilien – die Konsequenzen seiner Handelspolitik werden sich nicht 
mehr verstecken lassen. Ungemach droht auch den amerikanischen 
Farmern, die auf ihren Sojabohnen sitzenbleiben. Ohne die von China 
in Aussicht gestellten Großeinkäufe drohen die Preise noch weiter 
wegzubrechen. Da helfen die neuen Erleichterungen der EU bei der 
Einfuhr von Rindfleisch aus den USA wenig. Eine Kommandowirtschaft 
wie die chinesische kann amerikanischen Unternehmen zudem schweren 
Schaden zufügen, ohne die Zölle ihrerseits anzuheben. Mit 
unangemeldeten Inspektionen, bürokratischen Auflagen und 
Behördendruck hat Peking ein schier grenzenloses Sanktionspotenzial 
gegen US-Interessen. All das bedroht das ohnehin schon verlangsamte 
Wachstum in den USA. Wie groß die Sorge darüber ist, zeigen die 
Reaktionen der Märkte. Der Dow Jones Index blickt auf die 
schlechteste Woche seit Jahresbeginn zurück. Die Ölpreise sackten ab 
und die Anleihemärkte spielen verrückt. Donald Trump mag vor seinen 
Anhängern kraftmeiern, dass er die Chinesen so lange zur Kasse bitten
wird, bis sie sich seinen Forderungen beugen. Nüchtern betrachtet 
kann er lange darauf warten. Die Zeit spielt Peking in die Hände, 
weil die Eskalation des Konflikts ein Abwürgen der Konjunktur im 
Wahljahr riskiert. Chinas Präsident Xi findet sich hier in einer 
besseren Position wieder. Im Unterschied zu seinem Kollegen in 
Washington braucht er auf die Befindlichkeiten der Bevölkerung keine 
allzu große Rücksicht zu nehmen. Weiter geschwächt wird die Position 
Trumps durch den nicht ratifizierten Nachfolgevertrag für das 
nordamerikanische Freihandelsabkommen Nafta. Die Demokraten 
blockieren den Vertrag im Kongress, weil sie mit dem ausgehandelten 
Paket nicht zufrieden sind. Hinzu kommen die schwelenden 
Handelsstreitigkeiten mit den Europäern. Parallel dazu haben die 
Handelsströme längst damit begonnen, sich im globalen Maßstab neu zu 
organisieren. Sie fließen zunehmend um die USA herum. Je mehr Trump 
mit Zöllen droht, desto weiter isoliert er die Supermacht. Jede 
Einfuhrsteuer, die erhoben wird, belastet die einheimische 
Volkswirtschaft mindestens so sehr wie die ausländischen Produzenten.
Das gilt auch für Trumps Drohung mit Strafzöllen gegen deutsche 
Autohersteller oder französische Winzer. Die Zeche zahlen am Ende 
amerikanische Unternehmen und Konsumenten. Seine Verhandlungspartner 
in Peking und Brüssel wissen, dass auch eine Wirtschaftsmacht wie die
USA Konflikte mit den drei größten Handelspartnern nicht unbeschadet 
durchstehen kann. Deshalb können sie das Poltern Trumps gelassen 
überhören. Er setzt seine Wiederwahl im kommenden November damit aufs
Spiel. Vor diesem Hintergrund erscheint es nicht nur denkbar, sondern
wahrscheinlich, dass der Präsident nur mit den Strafzöllen droht, am 
Ende aber wieder den Schwanz einkneifen wird.
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