Mittelbayerische Zeitung: Zum Libyen-Einsatz

Die letzten Wochen waren alles andere als
einfach für die Nato. Erst nach mehreren Verhandlungsrunden gelang
es, den Führungsstreit im Libyen-Einsatz zu beenden. Seit Freitag
liegt das Oberkommando in ihren Händen. Nun müsste alles im Lot sein.
Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Allianz ist weit davon entfernt,
den Einsatz zügig und erfolgreich zu beenden. Je länger dieser Krieg
andauert, desto schlechter für die Nato. Nicolas Sarkozy hat sich
geschickt verhalten: Jetzt, wo die Situation immer unübersichtlicher
geworden ist, hat er das Heft der Allianz überlassen. Währenddessen
fühlen sich die deutschen Gegner des Einsatzes bestätigt. Doch sowohl
Frankreich als auch Deutschland müssen wissen, dass erst zum Schluss
abgerechnet wird. Klar ist hingegen schon jetzt, dass ein Scheitern
der Nato in Libyen auch auf Berlin und Paris zurückfallen wird. Denn
dann wird die Debatte um Sinn und Nutzen in eine neue Runde gehen.
Erst vor wenigen Monaten glaubte man in der Allianz, diese
Grundsatz-Diskussion beendet zu haben – dank des im November
verabschiedeten neuen strategischen Konzepts. Das war eine
Fehleinschätzung. Denn schon wieder fragt man sich, was die Nato in
einer multipolaren Welt überhaupt ausrichten kann. Noch kann sich das
Bündnis vor einer Antwort drücken. Sollte der Einsatz in Libyen
jedoch scheitern oder gar zu einem jahrelang andauernden Engagement
wie in Afghanistan werden, kommt es zur nächsten Sinnkrise. Der
Erfolgsdruck könnte höher nicht sein.

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