Mitteldeutsche Zeitung: 25 Jahre Sturm auf die Stasi-Zentrale Streitüber die Abwicklung der Stasi-Unterlagenbehörde

Der Präsident der Bundeszentrale für politische
Bildung, Thomas Krüger, hat für eine Abwicklung der
Stasi-Unterlagenbehörde in ihrer bisherigen Form plädiert. „Es war
ein bürgerschaftlicher Akt, die Akten des Geheimdienstes den Bürgern
zuzueignen“, sagte er der in Halle erscheinenden „Mitteldeutschen
Zeitung“ (Dienstag-Ausgabe) mit Blick auf die Erstürmung der Berliner
Stasi-Zentrale am 15. Januar vor 25 Jahren und die Errichtung der
Behörde. „Und das begründet einen besonderen Status des Themas, dem
man seit 1990 sehr konstruktiv beigekommen ist. Allerdings ist eine
Struktur, die bisher sinnvoll war, nicht in Beton gegossen.“ Krüger
betonte, die Virulenz der Akten sei heute nicht mehr so groß wie
1990. „Wir sind eine ganze Generation weiter. Deshalb sollte man in
dieser Debatte auch nicht irrlichtern und riesige Apparate
aufrechterhalten. Im Übrigen gibt es auch ein Recht der Menschen,
keinen Antrag zu stellen.“ Die Akten könnten vom Bundesarchiv
verwaltet werden. Vor 25 Jahren seien zudem zwei Bereiche in die
Behörde integriert worden, die heute besser anders strukturiert
würden, fuhr der Präsident fort. „Behörden-Forschung ist eigentlich
ein Unding. Das können einschlägige Institute machen, das Institut
für Zeitgeschichte in München oder das Zentrum für Zeithistorische
Forschung in Potsdam.“ Und bei der politischen Bildung gebe es mit
der Bundeszentrale und den Landeszentralen für politische Bildung,
der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und Hunderten
von Privatinitiativen genug Alternativen. Krüger erklärte wörtlich:
„Wir brauchen kein Aufarbeitungskombinat. Wir brauchen keine zentrale
Instanz, die uns sagt, wie Vergangenheit zu erklären ist. Denn
Vergangenheit ist immer interpretierte Gegenwart. Deshalb braucht es
vielfältige Angebote.“

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