Der ehemalige UN-Sonderbeauftragte für Afghanistan,
der grüne Bundestagsabgeordnete Tom Koenigs, hat die USA
aufgefordert, rechtliche Schritte gegen den radikalen US-Prediger
Terry Jones einzuleiten, der am 20. März zum zweiten Mal einen Koran
verbrannt und damit gewaltsame Ausschreitungen in der afghanischen
Stadt Mazar-i-Sharif ausgelöst hatte. „Das ist ein Verbrechen“, sagte
er der in Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“
(Dienstag-Ausgabe). „Es kann doch nicht wahr sein, dass die ganze
Welt zusieht, wie jemand alle vernünftigen Leute als Geisel nimmt.“
Koenigs fügte hinzu: „Jones wollte genau das erreichen, was er
erreicht hat. Ein Priester, der das hier machen würde, würde zu recht
im Gefängnis landen.“ Allerdings müssten die afghanischen Behörden
ihrerseits auch gegen afghanische Hassprediger vorgehen, so der
Grünen-Politiker. Hier wie dort gelte: „Man muss die Verantwortlichen
zur Rechenschaft ziehen.“ Der außenpolitische Sprecher der
SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich, erklärte ebenfalls: „Ich
würde mir wünschen, dass die Justiz in den USA mal prüfen würde, ob
man dagegen vorgehen kann.“ Das Mindeste sei aber eine
innenpolitische Debatte. Für Mützenich wirft der Verlauf der
Ausschreitungen zudem weitere Fragen auf. Die afghanischen
Sicherheitskräfte seien offensichtlich nicht in der Lage gewesen, die
Ausschreitungen zu kontrollieren, betonte er. Dies sei auch für die
deutsche Afghanistan-Politik hinsichtlich des geplanten Abzugs ein
Problem. Mazar-i-Sharif zählt zum Verantwortungsbereich der
Bundeswehr und soll als eine der ersten Provinzen wieder vollständig
in die Hoheit der Afghanen fallen.
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