Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Veteranen,
Andreas Timmermann-Levanas, hat der Bundeswehr-Führung vorgeworfen,
in Afghanistan nicht entschlossen genug gegen die Taliban vorzugehen
und damit das Leben deutscher Soldaten zu gefährden. Vor einem der
letzten Anschläge auf die Bundeswehr sei es seines Wissens nach so
gewesen, „dass man den Feind beim Anbringen von Sprengsätzen
aufgeklärt hatte, aber nicht mit der Panzerhaubitze hineinwirken
wollte – aus Furcht vor Kollateralschäden“, sagte er der in Halle
erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“ (Samstag-Ausgabe). „Wenn man
aber schon Aufklärungsergebnisse und Waffen hat, um den Feind gezielt
zu bekämpfen, dann wäre es dramatisch, wenn der Waffeneinsatz aus
politischen oder anderen Gründen verhindert würde.“
Timmermann-Levanas fügte hinzu, dieses Versagen habe Methode:
„Offensichtlich dürfen die Entscheidungen, bestimmte Waffensysteme
einzusetzen, nicht vor Ort getroffen werden. Man gibt die
Entscheidungen zu höheren Kommandobehörden bis hin nach Berlin ab, wo
die Entscheidungswege zu lang sind und die Bedenkenträger dann eher
dazu tendieren, bestimmte Waffensysteme wie etwa die Panzerhaubitze
nicht einzusetzen, um Kollateralschäden zu vermeiden – und das,
obwohl ein klar erkannter Feind vorhanden und aufgeklärt ist. Das
finde ich nicht akzeptabel. Dafür hat auch die Truppe vor Ort kein
Verständnis.“ Der Oberstleutnant a. D., der wegen einer in
Afghanistan erlittenen Traumatisierung aus der Bundeswehr ausschied,
forderte: „Auf einen klar erkannten Feind ist zu feuern. Der
taktische Führer vor Ort muss das festlegen – und nicht der Führer am
grünen Tisch in Berlin oder beim Einsatzführungskommando in Potsdam.“
Zwar wolle niemand „auf Kosten der Zivilbevölkerung Krieg spielen.
Doch wenn man zum Beispiel bei Nacht den Feind in einer gewissen
Entfernung beim Verbuddeln von Sprengsätzen entdeckt, dann muss man
diesen klar erkannten Feind bekämpfen können.“ Nötig sei schließlich
eine verbesserte Aufklärung, um das Einsickern von Taliban in die
afghanischen Sicherheitskräfte und dadurch eine Gefährdung deutscher
Soldaten zu verhindern. Die letzten drei Anschläge auf die Bundeswehr
mit insgesamt vier Toten nannte der Verbandsvorsitzende „dramatisch
und erschreckend. Aber das bleibt nicht aus und war zu erwarten. Der
Feind lernt dazu und trifft uns an genau den Stellen, an denen es
weht tut.“
Pressekontakt:
Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
Telefon: 0345 565 4200