Mitteldeutsche Zeitung: DDR-Geschichte Jahn bekommt Unterstützung für Pläne zur Umwidmung der Stasiunterlagen-Behörde

In der Debatte um die Zukunft der
Stasi-Unterlagen-Behörde bekommt deren Leiter Roland Jahn nun
Unterstützung. Das gilt sowohl für den von ihm geplanten „Campus der
Demokratie“ in der ehemaligen Stasi-Zentrale in der Normannenstraße
als auch hinsichtlich seines Unwillens, sich bereits jetzt auf
Termine zur Auflösung der Behörde festlegen zu lassen. „Ein moderner
Behördenleiter muss die Behörde modern halten“, sagte der Sprecher
der FDP-Bundestagsfraktion für den Aufbau Ost, Patrick Kurth, der in
Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“ (Donnerstag-Ausgabe).
„Dazu gehört der Campus der Demokratie.“ Die schwarz-gelbe Koalition
wolle den 59-Jährigen bei diesem Vorhaben möglichst auch finanziell
unterstützen. Zu Zahlen wollte sich Kurth in diesem Zusammenhang
nicht äußern. Der FDP-Politiker betonte aber: „So lange es noch Täter
und Opfer gibt, die im Beruf stehen, wird es die Stasi-Aufklärung,
die wir kennen, geben müssen.“ Der „Campus der Demokratie“, so heißt
es in der Koalition, könne ein Schritt sein, die Behörde zu
verewigen. Der sächsische Stasi-Beauftragte Lutz Rathenow erklärte
der „Mitteldeutschen Zeitung“: „Die Vorstellung, die
Stasi-Unterlagen-Behörde 2019 auflösen zu können, verrät vollständige
Unkenntnis von den konkreten Akten. Sie entbehrt nicht eines gewissen
Wahnsinns.“ Er habe die Brisanz der Akten selbst unterschätzt. Die
schlimmsten seien noch gar nicht veröffentlicht. Und sie könnten auch
nicht veröffentlicht werden, weil sie so intensiv in die Lebensläufe
von Menschen eingriffen. Rathenow fügte hinzu, der langsame Abbau der
Behörde durch Abbau von Mitarbeitern finde ohnehin statt.
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse und der Vorsitzende des
Behörden-Beirats, Richard Schröder (beide SPD), haben für die
Schließung der Behörde 2019 in ihrer jetzigen Form plädiert. Zugleich
mahnten sie Pläne an, wie es danach weitergehen könne.

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