Die Diskussion über Zwangsarbeit politischer
Häftlinge in der DDR geht auch nach der Vorstellung des Berichts von
Ikea am Freitag weiter. Der Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion für
den Aufbau Ost, Patrick Kurth, sagte der in Halle erscheinenden
„Mitteldeutschen Zeitung“ (Montag-Ausgabe), Ikea habe „einen
richtigen, wenn auch kleinen Schritt getan“. Dabei zeige sich:
„DDR-Aufarbeitung ist kein Ostthema, sondern geht die gesamte
Bundesrepublik an.“ Der FDP-Politiker fuhr fort: „Ich glaube nicht,
dass die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft ihre Mitglieder gut
vertreten, wenn sie das Thema ignorieren. Wer von Zwangsarbeit in
einem Unrechtsstaat profitierte und daraus Geld machte, muss sich
verantworten, auch wenn es Jahre später ist.“ Zudem sei die Politik
gefordert. Kurth kündigte an, es werde in zwei Wochen eine
Experten-Anhörung der FDP zum Thema geben. Die Geschäftsführerin der
Stiftung Aufarbeitung, Anna Kaminsky, betonte, dass das Thema
Zwangsarbeit keineswegs Geschichte sei. „Ich wünsche mir sicher zu
sein, dass kein Teelicht, keine Lampe und kein Regal, die ich künftig
bei Ikea kaufen werde, in China oder andernorts in Arbeitslagern oder
unter unmenschlichen Bedingungen hergestellt worden ist“, erklärte
sie der „Mitteldeutschen Zeitung“. „Diese Verantwortung hat jeder
Konzern, der Billiglohnländer als verlängerte Werkbank nutzt.“ Der
schwedische Möbelkonzern hatte im Rahmen einer Veranstaltung in der
Stasi-Unterlagen-Behörde unter Hinweis auf eine Studie eingeräumt,
dass er von der Zwangsarbeit profitiert habe und sein Bedauern
ausgedrückt. Zugleich hatte er jedoch behauptet, spätestens ab 1981
auf Korrekturen in der DDR gedrungen zu haben, ohne dies zu
konkretisieren. Der Geschäftsführer von Ikea Deutschland, Peter
Betzel, hatte schließlich gesagt, dass man in China fertigen lasse,
dabei aber auf einschlägige Standards achte.
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