Der sicherheitspolitische Sprecher der grünen
Bundestagsfraktion, Omid Nouripour, hat nahegelegt, den Kapitän der
„Gorch Fock“, Norbert Schatz, abzulösen, falls sich die aktuellen
Vorwürfe gegen ihn erhärten. „Wenn es so sein sollte, dass der
Kapitän seine Leute beim ersten Widerspruch mit dem Vorwurf der
Meuterei konfrontiert hat, dann ist das ein Führungsstil, der nicht
in eine moderne Marine des 21. Jahrhunderts passt“, sagte er der in
Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“ (Samstag-Ausgabe). „Und
wenn es so sein sollte, dass er Leute mit Höhenangst mit drakonischen
Drohungen auf die Takelage gejagt hat, dann ist er als Führungsperson
nicht geeignet.“ Nouripour schränkte allerdings ein: „Wir haben
bisher nur die Version der Crew, nicht die Version der
Schiffsführung. Das muss man beides nebeneinander halten, bevor man
ein abschließendes Urteil abgibt.“ Im Verteidigungsausschuss wird
überdies damit gerechnet, dass Marine-Inspekteur Axel Schimpf
ebenfalls abgelöst wird. Das Mindeste, was man nun erwarte, sei, dass
er „einen konsolidierten Bericht“ abliefere, heißt es. Schimpf hat
erst eigene Ermittler auf das Schiff entsandt, als der
Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus die Vorwürfe publik gemacht hatte.
Die Mutter der 25-jährigen Sarah Lena Seele, die am 7. November 2010
aus der Takelage fiel und starb, hatte die Ablösung des Kapitäns
gefordert. „Meine Tochter fällt da nicht einfach runter“, erklärte
sie. Vor dem Zwischenfall, der Mitglieder der Schiffs-Crew angeblich
gegen Vorgesetzte aufbegehren ließ, seien die Offiziersanwärter
vermutlich übermüdet und unter Zeitdruck in die Takelage geschickt
worden. „Das hätten verantwortungsbewusste Vorgesetzte doch merken
und sagen müssen.“
Pressekontakt:
Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
Telefon: 0345 565 4200