Die Stammbesatzung der „Gorch Fock“ hat in einem
Brief an Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) gegen
die Ablösung des Kommandanten Norbert Schatz protestiert. Das
berichtet die Online-Ausgabe der in Halle erscheinende
„Mitteldeutsche Zeitung“, der der Brief, der auf den 28. Januar
datiert ist, vorliegt. „Uns ist allen mehr als unverständlich, einen
Kommandanten, der allseits beliebt ist, gut zu seiner Besatzung war
und viele Entbehrungen auf sich und seine Familie genommen hat, um
das Schiff gut zu führen, so abzuservieren, wie es hier der Fall
war“, heißt es in dem Brief. „Warum wurde ein zuverlässiger, loyaler
Offizier ohne Untersuchung bzw. Untersuchungsergebnis, so behandelt
und bloßgestellt?! Auch fehlte uns der Rückhalt unserer
übergeordneten Dienststellen, welche sich zu keiner Zeit vor uns
stellten oder sich nach unserem Befinden erkundigt haben. Dies alles
vor dem Hintergrund unbestätigter Anschuldigungen, welche eine Gruppe
von Petenten (Offiziersanwärter) in Form einer Eingabe an die
Öffentlichkeit gebracht hat.“ Zwar räumt die Besatzung ein, dass „ein
Entern auf allein freiwilliger Basis an Bord der Gorch Fock bis zum
Unfall am 07.11.2010 nicht stattgefunden hat. Vielmehr waren alle
Kadetten, die die genannten Voraussetzungen erfüllten, gehalten, an
den Enterübungen teilzunehmen.“ Danach hätten Enterübungen „aber nur
noch auf freiwilliger Basis stattgefunden“. Auch habe man sich nach
dem Sturz Sarah Lena Seeles aus der Takelage um die Offiziersanwärter
gekümmert. Sexuelle Belästigung habe es an Bord des Schiffes nicht
gegeben. Offiziersanwärter, die mit der Situation nicht zurecht
kämen, „sollten sich (allerdings) überlegen, ob sie den richtigen
Beruf gewählt haben!“ Am Schluss des Briefes beklagt die
Stammbesatzung, dass „sich sehr gerne Politiker jeder
Parteizugehörigkeit und übergeordnete Instanzen im Schein des
Schiffes gefeiert haben. Genau die, die uns jetzt fallengelassen
haben.“ Die Besatzung habe „immer ihr Bestes gegeben, um sicher und
qualitativ hochwertig Kadetten an Bord auszubilden. Wir werden nun in
der Presse als schlechte Menschen, ja gar als Unmenschen,
dargestellt. Dies macht uns und unseren Familien sehr zu schaffen.
Wir, die Stammbesatzung Gorch Fock fühlen uns sehr alleine gelassen
hier am Ende der Welt.“
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Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
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