Nach Ansicht des halleschen Medizin-Ethikers Florian
Steger spricht aus medizin-ethischer Sicht nichts gegen das „Social
Freezing“. “ Es handelt sich ja nicht um Embryos, sondern um
Eizellen. Die Frage des Schutzes ungeborenen Lebens oder der
Menschenwürde stellt sich hier nicht“, sagte er der in Halle
erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“ (Dienstag-Ausgabe). Es müsse
sich aber um die selbstbestimmte Entscheidung einer Frau handeln, die
umfassend über den Vorgang aufgeklärt ist und eingewilligt hat. Auf
der anderen Seite stünden sozial-ethische Fragen. „Frauen bekommen
von ihrem Arbeitgeber die Möglichkeit, eine Entscheidung zu treffen,
die das Innerste ihres Körpers betrifft. Dadurch, dass er für diese
Entscheidung bezahlt, nimmt er aber auch Einfluss. Und das sollte
schon kritisch betrachtet werden“, so Steger. Werde es vielleicht
künftig zur sozialen Norm, dass zuerst die berufliche Karriere kommt
und erst danach die Erfüllung des Kinderwunsches? Steger macht
zugleich darauf aufmerksam, dass es gar nicht so einfach sei, bei
einer im Sinne der Reproduktionsmedizin älteren Frau eine
erfolgreiche Schwangerschaft herbeizuführen. „Medizinisch gibt es da
viele Unsicherheiten. Vor diesem Hintergrund könnte die Frage der
Leihmutterschaft ins Spiel gebracht werden. In Deutschland ist das
rechtlich zwar nicht möglich. Es gehört aber zu dieser Debatte dazu“,
unterstreicht er. Durch eine Leihmutter-schaft könne die Biologie der
eigentlichen Mutter ausgetrickst werden. „Die Mutter ist älter
geworden, die Eizelle aber nicht.“ Des Weiteren ist Steger der
Meinung, dass das „Social Freezing“ nicht die einzige
familienpolitische Maßnahme eines Unternehmens sein dürfe. “ Ein
familienorientierter Betrieb bietet heute beispielsweise
Teilzeitmodelle an oder unterbreitet Kita-Angebote.“ Wenn dann noch
das „Social Freezin“ dazu komme, sei es gut. „Eine Entwicklung, die
das „Social Freezing“ an die Stelle des anderen setzt, würde ich
nicht als günstig ansehen. Gleichstellungspolitik darf am Ende
nicht heißen: Wir bezahlen dir das Einfrieren deiner Eizellen und
später eine Befruchtung“, unterstreicht er.
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Hartmut Augustin
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