Der Bonner Humangenetiker Professor Peter Propping
halt das Gesundheitssystem für die prädiktive genetische Diagnostik,
die sich mit der Vorhersage von Krankheiten durch die Untersuchung
der Gene beschäftigt, nur ungenügend gerüstet. Ein großer Teil der
Risikopatienten werde deshalb gar nicht erkannt. „Unser
Gesundheitssystem ist an dieser Stelle veränderungsbedürftig“, sagte
er der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung
(Donnerstag-Ausgabe). Zum Beispiel steigerten genetische
Veränderungen, die das Risiko erhöhen, an Darmkrebs zu erkranken,
gleichzeitig das Risiko für eine Reihe weiterer Krebsarten. Bisher
werde aber oft nur der Darm regelmäßig untersucht. „Doch für die
Diagnostik und Langzeitbetreuung dieser Patienten bräuchten wir
eigentlich Zentren, die alle diese Krankheiten im Blick haben“, fügte
er hinzu. Es müssten Spezialisten verschiedener Fachrichtungen unter
einem Dach versammelt sein. „Und weil es eben nicht nur um
Früherkennung, sondern oft auch um Behandlung geht, sollte das unter
dem Dach eines Krankenhauses sein – auch wenn es um die ambulante
Betreuung von Patienten geht“, sagte Propping. Unsere sektorale
Krankenversorgung – wer ambulant betreut werden kann geht zum
niedergelassenen Arzt, wer schwerer erkrankt ist, kommt in die Klinik
– sei für diese Menschen keine glückliche Lösung.
Propping, Mitglied des Präsidiums der Leopoldina, ist Leiter einer
Arbeitsgruppe, in der Wissenschaftler der Leopoldina, Nationale
Akademie der Wissenschaften, acatech, Akademie der
Technikwissenschaften, und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der
Wissenschaften versammelt sind. Sie hat ein Diskussionspapier
erarbeitet, das sämtliche Aspekten genetischer Untersuchungen an
gesunden Menschen zur Vorbeugung von Krankheiten diskutiert.
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Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
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