Das Ländle holt zum Gegenschlag aus:
Baden-Württemberg macht sich in der Fortsetzung seiner Image-Kampagne
„Wir können alles. Außer Hochdeutsch“ über Sachsen-Anhalt lustig. Das
berichtet die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung
(Mittwoch-Ausgabe). In einer in dieser Woche erstmals auch als
Anzeigen in überregionalen Tageszeitungen veröffentlichten
Plakatserie heißt es unter anderem: „In Sachsen-Anhalt steht man
früher auf. Bei uns bleibt dafür niemand sitzen.“
Der Spruch zielt direkt ab auf die seit mehreren Jahren laufende,
aber höchst umstrittene Werbekampagne Sachsen-Anhalts unter dem Motto
„Wir stehen früher auf“ und Versuche der hiesigen Landesregierung, in
den Westen abgewanderte Fachleute zur Rückkehr zu bewegen. Es folgt
die – rhetorische – Frage, warum in Sachsen-Anhalt die Menschen zwar
neun Minuten früher aufstünden, Baden-Württemberg aber dennoch die
ausgeschlafeneren Schüler habe. Die Antwort: Weil es in
Baden-Württemberg bundesweit die wenigsten Sitzenbleiber und eine
sehr geringe Quote von Schulabbrechern gebe. Im Gegensatz zu
Sachsen-Anhalt, wo bis zu sieben Prozent aller Sekundarschüler sitzen
bleiben und die Schulabbrecherquote mit zwölf Prozent die
zweithöchste bundesweit ist. Der Baden-Württemberg-Text endet mit dem
Satz: „Nur einer von vielen Gründen, jetzt umzuziehen.“
Genau das Gegenteil hatte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU)
erreichen wollen, als er vor gut drei Wochen ankündigte, mit
Stammtischen in Metropolen wie Stuttgart, Köln und München
abgewanderte Landeskinder zur Rückkehr nach Sachsen-Anhalt zu
bewegen. Helfen sollen dabei die dortigen Industrie- und
Handelskammern und regionale CDU-Gruppen. Angesichts der für Ende
November angekündigte Westbesuche Haseloffs wirkt Baden-Württembergs
neue Plakataktion wie eine Retourkutsche.
Der Sprecher der baden-württembergischen Regierung wies solch–
niedere Beweggründe zurück: „Ziel ist, qualifizierten Fachkräften die
Vorzüge des Landes aufzuzeigen“, sagte Rudi Hoogvliet. Dass man sich
dabei explizit des sachsen-anhaltischen Slogans bediene, sei ein
Tribut an die „sehr gelungene Landeskampagne“.
Mit Ausnahme der Linken stieß die Plakataktion aus dem Südwesten
der Republik bei allen im Landtag vertretenen Parteien durchgängig
auf Empörung. Von einer „Arroganz der Reichen“ sprach etwa
SPD-Fraktionschefin Katrin Budde.
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