Die kulturpolitische Sprecherin und ehemalige
Bundespräsidentschaftskandidatin der Linkspartei, Luc Jochimsen, hat
vor einem Zerfall der Linkspartei gewarnt und für eine stärkere
Einbindung des früheren Parteivorsitzenden Oskar Lafontaine plädiert.
„Ich mache mir Sorgen um die Partei. Alles andere wäre gelogen“,
sagte sie der in Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“
(Freitag-Ausgabe). „Es gibt bei jeder Partei die Gefahr eines
Erosionsprozesses. Jede Partei kann auch in sich zusammenbrechen.“
Dies gelte für die Linkspartei aktuell genauso wie für die FDP.
Jochimsen fügte hinzu: „Es ist in der Tat so, dass es Konflikte gibt.
Das lässt sich überhaupt nicht verheimlichen. Deshalb müssen wir uns
überlegen: Wie kommen wir da raus?“ Sie riet, Intellektuelle wie den
Philosophen Jürgen Habermas in die Fraktion zu bitten und um Rat zu
fragen und erklärte dann weiter: „Wir sollten auch Oskar Lafontaine
einladen, unseren früheren Fraktionsvorsitzenden, damit er uns seine
analytische Einschätzung gibt, wie die Situation ist und wo wir hin
müssen. Wir sollten Oskar Lafontaine nicht nur auf großen
Kundgebungen und in Wahlkämpfen hören, sondern auch in der Fraktion.
Daraus könnten wir Ideen für den Bundestag entwickeln. Eine
Grundsatzrede Lafontaines vor der Fraktion hat mit einer
Personaldebatte überhaupt nichts zu tun. Er kann nur als Gastredner
kommen. Sein Mandat ist bis 2013 weg.“ Zur Begründung führte
Jochimsen an: „Ich finde, dass wir ihn absolut brauchen und dass er
uns fehlt. Er hat ein Leben mit allen exponierten politischen Ämtern,
die man sich nur vorstellen kann – bis auf den Kanzler. Und er hat
ein Leben lang linke Gedanken entwickelt. Das ist kein Vorwurf gegen
die, die das nicht haben. Aber wenn es jemanden gibt, der das hat,
dann muss man daraus Nutzen ziehen.“ Der Leiter des
Meinungsforschungsinstituts Emnid, Klaus-Peter Schöppner, stellte in
der „Mitteldeutschen Zeitung“ mit Blick auf die Parteivorsitzenden
fest: „Die Partei hat kein Aushängeschild. Klaus Ernst ist eine große
Katastrophe, Gesine Lötzsch ist eine mittlere Katastrophe.“ Die
Linkspartei müsse „das Spitzenpersonal austauschen“. Als Alternative
nannte er neben Lafontaine und dem Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi
den ehemaligen Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch. Auch er strahle
eine Überparteilichkeit aus, die Lötzsch und Ernst fehle.
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