Der Linke-Politiker André Brie ist nach seinem Sturz
Anfang März auf dem Weg der Besserung und will sich wieder verstärkt
politisch einbringen. „Ich werde mich auch parteipolitisch stärker
nach außen organisieren, als ich das zuletzt gemacht habe. Kraft habe
ich genug mitbekommen“, sagte er der in Halle erscheinenden
„Mitteldeutschen Zeitung“ (Montag-Ausgabe). „Die Stellung der Partei
ist noch nicht gesichert. Das wird uns viel abverlangen – was unsere
eigene Kultur betrifft und die Probleme von Menschen.“ Brie erklärte,
er habe die letzten Monate sehr intensiv verfolgt und sei „darauf
gestoßen, wie sehr bei uns persönliche Auseinandersetzungen oder die
alleinige Orientierung auf große Worte geherrscht haben und wie wenig
das mit den Problemen von Menschen zu tun hatte. Ich bin jedenfalls
anders aus dem Krankenhaus heraus gekommen, als ich hinein kam –
auch hinsichtlich dessen, was ich von meiner Partei erwarte.“ Die
Menschen seien vor allem an der Lösung ihrer alltäglichen Probleme
interessiert, so Brie. Das nehme er stärker als vorher wahr. Sein
Befinden sei im Übrigen „physisch sehr gut“, betonte der 62-Jährige.
„Ich arbeite mit Therapeutinnen. Es geht vorwärts.“ Das Hauptproblem
sei, dass ihm noch nicht der volle Wortschatz zur Verfügung stehe.
Und das ärgere ihn, denn: „Sprache ist mir wichtig, weil ich ja viel
geschrieben und erst vor einem halben Jahr ein Buch veröffentlicht
habe. Ich möchte den Reichtum und die Schönheit von Sprache wieder
umfassend zurück gewinnen. Ich beantworte zurzeit die Briefe, die in
den letzten vier Monaten hier eingegangen sind. Es ärgert mich, wenn
ich dem einen mit denselben Worten antworten muss wie dem anderen.“
Brie war Anfang März die Kellertreppe seines Hauses hinabgestürzt und
daraufhin mit sechs Schädelbrüchen in ein künstliches Koma versetzt
worden. Die Leitung des Wahlkampfes in Schleswig-Holstein konnte er
nicht wie geplant wahrnehmen. Nach Jahren im Europaparlament sitzt
der Mann, der als Vordenker der Linken gilt, nun als Abgeordneter im
Landtag von Mecklenburg-Vorpommern.
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