Die Straße hat gesiegt: Nach wochenlangen
Demonstrationen gegen zwei aus der Sicherungsverwahrung entlassene
Sexualstraftäter wollen die beiden Männer nun offenbar doch aus der
Altmark-Gemeinde Insel fortziehen. Das berichtet die in Halle
erscheinende Mitteldeutsche Zeitung (Donnerstag-Ausgabe). „Die
Betroffenen haben schriftlich erklärt, dass sie Insel verlassenn
werden“, sagte Superintendent Michael Kleemann. Vorausgegangen sei
ein Gespräch zwischen ihm, Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) und
den 56 und 64 Jahre alten Männern. Die Erklärung sei mit der Bitte um
Hilfe bei der Suche nach einer neuen Wohnung und materieller
Unterstützung verbunden, so Kleemann. „Es zieht wieder Frieden in
Insel ein“, sagte der Superintendent, der seit mehreren Tagen
versucht hatte, im Ort zu vermitteln. Innenminister Stahlknecht sagte
nach dem Gespräch, er fahre mit einem guten Gefühl nach Hause. Auf
die Frage, wie er den Sieg der Straße gegenüber dem
Resozialisierungsgedanken bewerte, erklärte Stahlknecht: „Es ging
hier nicht mehr um Sieg oder Niederlage, sondern um menschliche
Vernunft.“ Die Entscheidung der Männer schaffe die erforderliche
Ruhe, um eine menschenwürdige Lösung für die Betroffenen zu finden.
Justizministerin Angela Kolb (SPD) erklärte hingegen: „Ich habe
Sorge, dass das als Sieg derjenigen gefeiert wird, die demonstriert
haben.“ Die beiden Männer waren im Sommer aus Baden-Württemberg nach
Sachsen-Anhalt gezogen. Zuvor hatten sie langjährige Haftstrafe wegen
verschiedener Sexualdelikte verbüßt und waren zu anschließender
Sicherungsverwahrung verurteilt worden. Nach einem Urteil des
Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte kamen sie frei. Auf
Vermittlung eines Tierarztes aus Freiburg zogen sie in dessen
Elternhaus in Insel.
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