Mitteldeutsche Zeitung: Politik/Gesellschaft/Kirche Es ist kälter geworden in der Gesellschaft. Und im Osten ist Gott aus den Köpfen der Menschen verschwunden.

Interview mit Ilse Junkermann, Landesbischöfin der
Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, und Gerhard Feige, Bischof
des Bistums Magdeburg

Die Kirchen in Mitteldeutschland zeichnen ein kritisches Bild der
Gesellschaft und mahnen auch sich selbst zu mehr Sensibilität. Im
Osten gebe es Menschen, „die auf die Frage, ob sie katholisch oder
evangelisch seien, antworteten: Wir sind normal, sagte Gerhard Feige,
Bischof des Bistums Magdeburg, der in Halle (Saale) erscheinenden
„Mitteldeutschen Zeitung“ (Montagausgabe). Und Normalität bedeute in
unserer Region eben, nicht Christ zu sein. „Im Westen, sagen manche,
sei Gott inzwischen aus den Herzen verschwunden. Im Osten sogar aus
dem Kopf.“ Allerdings sieht Feige ebenso wie Ilse Junkermann, die
Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, im
Umstand, dass die Kirchen am Heiligen Abend traditionell sehr gut
besucht sind, auch ein Zeichen der Hoffnung.

Viele Menschen, so Junkermann im Gespräch mit der „Mitteldeutschen
Zeitung“, seien auf der Suche nach einer Verlässlichkeit. Zumal wir
in einer Gesellschaft lebten, „in der die Dinge und einzelne Menschen
nicht mehr viel wert sind, scheint es. Es ist kälter geworden“. Die
Schere zwischen Armen und Reichen klaffe immer weiter auseinander.
„80 Prozent des Reichtums wird von fünf Prozent der Bevölkerung
gehalten“, sagte Junkermann. „Das hat mit politischen Entscheidungen
zu tun. Die Risiken wie jene der Finanzkrise werden sozialisiert, die
Gewinne privatisiert. Hier müssen wir zu einer anderen Verteilung
kommen.“

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Hartmut Augustin
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