Mitteldeutsche Zeitung: Sachsen-Anhalt/Politik Fall Hannes S: Haben sich HFC-Fans gegenseitig gedeckt? Eisenbahnamt hat Gutachten noch nicht fertig

Nach dem Ende der Ermittlungen im Fall Hannes S. ist
offen, ob die Familie des Opfers die Entscheidung der
Staatsanwaltschaft akzeptiert. Ihr Anwalt Burkhard Rayling hat
zunächst ergänzende Akten angefordert. „Es fehlen noch die
Sonderhefte, die etwa die technische Ausstattung des Zuges
dokumentieren. Sollte danach der leiseste Zweifel bestehen, werden
wir sicher Beschwerde bei der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg
einlegen“, sagt der Rechtsanwalt der in Halle erscheinenden
Mitteldeutschen Zeitung (Dienstagsausgabe). Nach Prüfung der
Zeugenaussagen ist sich der Anwalt sicher, dass die halleschen Fans
nicht die ganze Wahrheit zum Geschehen im Zug gesagt hätten. Die
Anwesenden seien akribisch ermittelt worden, sagt Rayling. „Aber sie
haben sich gegenseitig gedeckt. Keiner wollte etwas gesehen haben,
die haben gemauert.“

Auch andere Details sind weiter offen. Warum fuhr der Zug auch
nach dem Öffnen der Tür ungestört weiter? „Das wissen wir nicht“,
räumt Frank Baumgarten von der Staatsanwaltschaft Magdeburg ein.
Keinen Zweifel haben die Ermittler daran, dass Hannes die Tür selbst
öffnete – obwohl die Bahn anfangs mitgeteilt hatte, ein Öffnen
während der Fahrt sei „unter normalen Bedingungen“ gar nicht möglich.

Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen eingestellt, obwohl
das Eisenbahn-Bundesamt seine Untersuchungen zum Fall Hannes noch gar
nicht abgeschlossen hat. Die Behörde hatte den in der Unglücksnacht
eingesetzten Zug überprüft und zudem Unterlagen vom Hersteller
angefordert. Die abschließende Bewertung werde man den
Ermittlungsbehörden „zeitnah“ zur Verfügung stellen, kündigt ein
Sprecher an.

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Hartmut Augustin
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