Mitteldeutsche Zeitung: Sachsen-Anhalt/Politik Justiz schließt ICE-Drama von Bülzig ab – Ermittlungen eingestellt

Gut ein Jahr nach dem tödlichen ICE-Unfall nahe
Bülzig (Kreis Wittenberg), bei dem zwei Bahntechniker von einem Zug
erfasst und getötet worden sind, hat die Staatsanwaltschaft Dessau
die Ermittlungen eingestellt. Die 56 und 61 Jahre alten Opfer, die
am 10. Dezember 2016 kurz vor 20 Uhr Reparaturarbeiten am Gleis
ausführten, seien „mit der Eigensicherung beauftragt“ gewesen, sagte
Behördensprecher Frank Pieper der in Halle erscheinenden
Mitteldeutschen Zeitung (Freitagausgabe). „Pflichtverletzungen
anderer Beteiligter konnten nicht festgestellt werden.“ Die
Hinterbliebenen der Opfer reagierten entsetzt auf die Entscheidung –
zumal weiter mehrere Fragen offen sind. So sagte Pieper auch auf
Nachfrage nicht, ob in dem Streckenabschnitt bei Bülzig
Sicherungsposten eingesetzt waren, die Strecke gesperrt war, der ICE
aus München kurzfristig umgeleitet wurde oder verspätet war. „Wir
gehen weiter von fahrlässigem Selbstverschulden aus“, sagte
Behördensprecher Pieper. Das Todesermittlungsverfahren sei
abgeschlossen, gegen Tote werde nicht ermittelt, sagte der
Staatsanwalt. „Und gegen lebende Personen liegt in dem Fall kein
Verdacht vor.“ „Die Einstellung des Verfahrens ist für uns ein Schlag
ins Gesicht“, sagte Steffen Gommert, dessen Schwiegervater einer der
Toten ist, dem Blatt. Gommert hatte angesichts der schleppenden
Ermittlungen schon vor Wochen das Gefühl, dass am Unglückstag „jemand
einen fatalen Fehler gemacht hat“. Für seinen Schwiegervater und
dessen Kollegen schloss er das aus. Beide hätten zusammen mehr als 80
Jahre Berufserfahrung gehabt und seien immer sehr vorsichtig gewesen.

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