Wie viele Frauen in Sachsen-Anhalt täglich
anzügliche Bemerkungen und anstößige Verhaltensweisen ertragen
müssen, ist unklar. „Das kann man ganz schwer einschätzen, Daten dazu
gibt es nicht“, sagte Gleichstellungsministerin Angela Kolb (SPD)
der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung
(Dienstag-Ausgabe). Dazu bräuchte man eine großangelegte Befragung
von Frauen. Doch die gebe es bisher nicht. In jedem Fall geht die
Ministerin von einer hohen Dunkelziffer aus. „Viele betroffene Frauen
rühren sich nicht aus Scham oder Angst, ihren Arbeitsplatz zu
verlieren.“ Derzeit bekommt Kolb jedoch viele Rückmeldungen von
Betroffenen aus Politik und Wirtschaft, aber auch aus dem privaten
Umfeld. „Ich höre von vielen, dass ihnen so etwas auch schon passiert
ist.“
Die aktuelle Sexismus-Debatte befördere einen dringend nötigen
Austausch über sexuelle Belästigung von Frauen. „Ich habe das Gefühl,
dass das, was sich lange aufgestaut hat, jetzt aufbricht“, sagte
Kolb. „Es ist wirklich ein Tabu. Viele Frauen tolerieren Dinge, die
für sie eigentlich nicht tolerabel sind“, erklärte die
SPD-Politikerin. „Deswegen muss man den Frauen Mut machen, darüber
zu reden“, sagte Kolb. Sie rät Frauen, die bedrängt werden, ganz klar
zum Ausdruck zu bringen, wo die persönliche Toleranzgrenze liege. Das
gelte auch im Berufsleben. „Auch dem Chef gegenüber muss man klar und
deutlich sagen, wenn er mit seinem Verhalten zu weit geht“, erklärte
die Gleichstellungsministerin.
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