Mitteldeutsche Zeitung: Streit wegen möglicher Schulschließungen Schlagabtausch um Schulschließungen – GEW wirft Haseloff vor, das Land schlecht zu reden

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff
(CDU) hat harsche Kritik des Landesvorsitzenden der
Lehrergewerkschaft GEW, Thomas Lippmann, an der Landesregierung
scharf zurückgewiesen. „Lippmanns aggressive Polemik auf einem
Linken-Parteitag ist einer sachlichen Debatte abträglich und gerade
für einen Pädagogen unpassend“, sagte Haseloff der in Halle
erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Montagausgabe). In
Sachsen-Anhalt gebe es viele Grundschulen mit weniger als 60
Schülern, die nur mit Ausnahmegenehmigung arbeiten können. „Wir haben
abzuwägen zwischen den Interessen von Schülern und Pädagogen
einerseits und unseren finanziellen Möglichkeiten andererseits.“ Das
sei schwierig genug. „Auf dem Weg zu vernünftigen und verträglichen
Ergebnissen für alle sind krawallige Reden wie die von Lippmann keine
konstruktiven Beiträge“, so Haseloff. Lippmann hatte beim
Linken-Parteitag am Samstag in Peißen kritisiert: „Das Land wird
schlecht geredet von seinen politischen Spitzen, insbesondere von
Ministerpräsident Haseloff und seinem Vize Bullerjahn.“ Er bezog
seine Kritik auf Äußerungen Haseloffs und Bullerjahns, wonach
Sachsen-Anhalt eine viel zu kleinteilige Schulstruktur und zu kleine
Grundschulen habe – wobei gleichzeitig die Bildungsergebnisse nicht
besser seien als in anderen Ländern. Erst in der vergangenen Woche
war bekannt geworden, dass Bullerjahn die Schließung von 163
Grundschulen vorschlägt, weil in ihnen weniger als 80 Schüler lernen.
Lippmann verwies in Peißen darauf, dass etwa die Grundschüler
Sachsen-Anhalts in den letzten Ländervergleichen in Rechnen und Lesen
mit Bayern und Sachsen die Spitzengruppe gebildet hätten. Dies sei
ein Erfolg der Aufwendungen in das kleinteilige Bildungssystem.
Längere Schulwege nach Schließungen bedeuteten eine schlechtere
Aufnahmebereitschaft der Schüler und in der Konsequenz schlechtere
Leistungen. Der Gewerkschaftschef forderte, Haseloff solle aufhören,
das Land öffentlich schlecht zu reden. „Ich werde Haseloff schreiben
und ihn auffordern, sich als Landesvater nicht so zu verhalten“, so
Lippmann. Von Bullerjahn erwarte er nicht nur Sparvorschläge. „Es
ist die Aufgabe des Finanzministers, das Geld zu besorgen, um ein
vernünftiges Staatswesen zu finanzieren.“

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