Für Joachim Gauck waren die vergangenen 22 Jahre
eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Das spürt man bei ihm
und hört man von ihm immer noch oft, so wie gestern in der kurzen
Dankesrede. Als Beauftragter der Bundesregierung für die Stasiakten
und im Verein „Gegen Vergessen Für Demokratie“ hat er Strukturen und
Handlungsweisen untergegangener Diktaturen offengelegt und
analysiert. Aus diesen tiefen Einblicken in Unterdrückungsapparate
schöpft er seine Definition der Begriffe Freiheit und Verantwortung
in einer demokratischen Gesellschaft. Nur, reicht diese Mitgift in
der heutigen Zeit aus, um ein gutes Staatsoberhaupt der
Bundesrepublik zu sein? Die meisten Menschen in diesem Land haben
seine Erfahrungen nicht. Sie sind zu jung oder leben im Westen
Deutschlands. Für sie sind freie Wahlen, Reise- und Pressefreiheit
eine Selbstverständlichkeit. Dass diese Dinge eben keine
Selbstverständlichkeiten sind, daran zu erinnern und den Wert der
Demokratie wieder stärker ins Bewusstsein zu rücken, das ist
sicherlich eine Aufgabe des Bundespräsidenten. Aber eben nur eine.
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