Erstaunlich schnell haben sich viele europäische
Regierungen, unter ihnen auch die Bundesregierung, der Position
Großbritanniens angeschlossen. London sagt, Russland sei
verantwortlich für den Anschlag mit einem chemischen Kampfstoff auf
den ehemaligen Doppelagenten Sergej Skripal, und verweist auf
Geheimdiensterkenntnisse. Das mag sogar stimmen. Doch das sind keine
schlüssigen Beweise. Das wissen wir spätestens seit den angeblich
hieb- und stichfesten Beweisen, wonach Saddam Hussein im Irak
Massenvernichtungswaffen gehortet haben soll. Lehren sind aus dieser
Geschichte offenbar nicht gezogen worden. Die Europäer, unter ihnen
vor allem die Bundesregierung, haben sich zu früh hinreißen lassen,
die Russen zu bestrafen. Eine mögliche Vermittlerfunktion haben sie
damit aus der Hand gegeben. Welche Strafen gibt es eigentlich noch,
sollten die Ermittler der Organisation für das Verbot chemischer
Waffen belegen, dass tatsächlich Russland hinter dem Giftanschlag
steckt?
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