Mitteldeutsche Zeitung: zu Satire-Streit mit Erdogan

Wenn der Witz erst einmal von der Leine ist, gibt es
nur bedingt Möglichkeiten, ihn mit den Mitteln der Diplomatie wieder
einzufangen. Das dürfte auch das Ergebnis von Unterredungen sein, zu
denen nun einmal mehr der deutsche Botschafter in Ankara einbestellt
wurde. Für den türkischen Präsidenten geht es dabei wohl erst in
zweiter Linie um die Darstellung seiner speziellen Ansichten von
Kunst- und Pressefreiheit. Weit wichtiger scheint ihm die
genüssliche Zurschaustellung der ihm zugewiesenen Schlüsselrolle in
der Flüchtlingskrise zu sein. Wer nun vom Einknicken deutscher
Diplomaten spricht, sollte diesen zugutehalten, dass deren Arbeit
nicht nach rhetorischer Schlagfertigkeit bewertet wird. Auf dem
Parkett begegnet man sich meist mehrmals.

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Hartmut Augustin
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