Einen Tag vor der Veröffentlichung der Studie zur
Zwangsarbeit politischer Gefangener in der DDR im Interesse des
schwedischen Möbelkonzerns Ikea wird Kritik an der Tatsache laut,
dass das Unternehmen die Unternehmensberatung Ernst & Young mit der
Erarbeitung dieser Studie beauftragt hat. „Dass eine
Unternehmensberatung das gemacht hat, halte ich für absurd“, sagte
Professor Klaus Schroeder, Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat
an der Freien Universität Berlin, der in Halle erscheinenden
„Mitteldeutschen Zeitung“ (Donnerstag-Ausgabe). „Es wäre ein Leichtes
gewesen, uns zu fragen. Denn bei uns gibt es Kompetenz zu diesem
Thema.“ Das sei aber nicht geschehen. Ähnlich äußerte sich der
Direktor der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus
Knabe. Er nannte es „grundsätzlich schwierig, wenn ein Beschuldigter
die Ermittlungen zu seinem Fall selbst führt“. Es sei besser, wenn
das eine neutrale Instanz tue. Überdies sei es notwendig, dabei auch
Historiker hinzuziehen. Letzteres sei seines Wissens nach nicht
passiert. Nach Vorstellung der Studie, so Knabe, müsse sich Ikea mit
den Opfern zusammensetzen und über die Konsequenzen aus den
Ergebnissen reden. Das Papier wird am morgigen Freitag im
Bildungszentrum der Stasi-Unterlagen-Behörde vorgestellt. Moderiert
wird die Veranstaltung von deren Leiter Roland Jahn und dem
Vorsitzenden der Union der Opferverbände Kommunistischer
Gewaltherrschaft, Rainer Wagner. Im Frühjahr hatte ein schwedischer
Fernsehsender das Thema Zwangsarbeit für Ikea neu aufgebracht.
Daraufhin hatte der Konzern die Studie in Arbeit gegeben. Strittig
ist, was er über die genauen Umstände der Zwangsarbeit wusste und ob
er Gegenmaßnahmen ergriff.
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