– Hohe Arbeitsnachfrage führt zu erstem Azubi-Zuwachs seit 2011
– Ca. 90 % der Azubis lernen in kleinen und mittleren Unternehmen
– Frauen wählen andere Ausbildungsberufe als Männer – und bekommen
weniger Gehalt
Die anhaltend hohe Arbeitsnachfrage in Deutschland belebt auch den
Ausbildungsmarkt: Erstmals seit sechs Jahren ist 2017 die Anzahl der
Azubis gestiegen. 515.700 neue betriebliche Ausbildungsverträge
wurden geschlossen, und damit 5.700 (1,1 %) mehr als 2016. Bundesweit
gibt es derzeit etwa 1,32 Mio. Auszubildende, etwa 90 % von ihnen
lernen ihren Beruf im Mittelstand. Damit findet der ganz überwiegende
Teil der dualen Ausbildung in den 3,71 Mio. kleinen und mittleren
Unternehmen statt. „Für das gerade gestartete Ausbildungsjahr 2018
erwarte ich einen weiteren moderaten Zuwachs der Azubi-Zahlen um ca.
1 %“, sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. Diese
Schätzung basiert auf den Ausbildungsplänen der mittelständischen
Firmen im repräsentativen KfW-Mittelstandspanel. „Aufgrund der im
langfristigen Trend rückläufigen Schülerzahlen und steigender
Studierneigung dürfte der aktuelle, moderate Anstieg jedoch ein
vorübergehender sein.“
Auch wenn der Mittelstand in seiner Gesamtheit den Großteil der
Berufsausbildung schultert, bildet bei weitem nicht jedes
mittelständische Unternehmen in Deutschland aus. Von den 3,71 Mio.
Mittelständlern waren zuletzt 470.000 Ausbildungsunternehmen – das
entspricht 13 %. Grundsätzlich gilt: Je kleiner ein Unternehmen ist,
desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es Lehrlinge in der
Belegschaft hat. Unter den Kleinstunternehmen mit weniger als 5
Beschäftigten sind nur 6 % ausbildungsaktiv, bei den Mittelständern
mit mehr als 50 Mitarbeitern sind es hingegen 73 %.
KfW Research hat im Rahmen der aktuellen Sonderauswertung des
KfW-Mittelstandspanels zum Thema Ausbildung erstmals auch die
Geschlechterunterschiede bei der Berufswahl analysiert. Die
betriebliche Ausbildung im Mittelstand wird demnach hauptsächlich von
jungen Männern nachgefragt: Quer durch alle Branchen liegt der
Frauenanteil nur bei 38 %. „Die duale Ausbildung ist eine
Männerdomäne“, sagt KfW-Chefvolkswirt Zeuner. „Junge Frauen
entscheiden sich häufiger für eine schulische Ausbildung, in der vor
allem Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialberufe gelehrt werden. Von
den jährlich rund 175.000 Neuzugängen an Berufsfachschulen sind knapp
80 % Frauen.“
Berufspräferenzen führen auch innerhalb der betrieblichen
Ausbildung zu deutlichen Unterschieden. Das KfW-Mittelstandspanel
zeigt: Weibliche Azubis sind im Bausektor und Verarbeitenden Gewerbe
selten (14 bzw. 27 % Frauenanteil), im Dienstleistungsbereich
hingegen ist ihr Anteil mit 50 % weit überdurchschnittlich. Denn
Frauen ziehen nach wie vor Dienstleistungs- und kaufmännische Berufe
den technischen vor. Jeder vierte weibliche Azubi lernt den Beruf
einer (Zahn-)Medizinischen Fachangestellten oder Kauffrau für
Büromanagement. Frauen absolvieren ihre Ausbildung dabei auffallend
häufig in Kleinstunternehmen. Der Frauenanteil beträgt hier 47 %, ab
fünf Beschäftigten liegt er im Gesamtdurchschnitt. Ein Grund ist,
dass der Dienstleistungssektor nicht nur insgesamt weiblich geprägt
ist, sondern auch von zahlreichen sehr kleinen Unternehmen.
Die Konzentration der jungen Frauen in bestimmten Berufen,
Branchen und Größenklassen führt zu Gehaltsnachteilen. Weibliche
Azubis erhielten 2017 durchschnittlich 860 EUR Tarifvergütung im
Monat und damit 25 EUR (3 %) weniger als Männer. Der tatsächliche
Gehaltsnachteil dürfte noch etwas größer sein. Denn nicht alle Azubis
werden nach Tarif bezahlt. Das gilt besonders für die
Kleinstunternehmen – und somit verstärkt für Frauen. „Bereits in der
Berufswahl ist ein Teil des –Gender Pay Gap– angelegt“, kommentiert
Dr. Jörg Zeuner. „Klar ist aber auch: Der größere Teil der
Gehaltsnachteile entsteht später auf den unterschiedlichen
Karrierewegen der jungen Männer und Frauen.“
Die aktuelle Sonderauswertung des KfW-Mittelstandspanels ist
abrufbar unter: www.kfw.de/kompakt
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