Nomen est omen. Nun, ganz so einfach ist es beim ensemble amarcord dann doch nicht. Gut, Frederico Fellinis Film »Amarcord« aus dem Jahre 1973 wird so manchem eingefleischten Cineasten ein Begriff sein – sprachlich indes muss schon eine Neigung für das Italienische bestehen, wenn man die Assoziationen zu den Wörtern »amare« (lieben) und »corda« (Saite, oder auch Herz!) herstellen will. Diese Vieldeutigkeit im Namen ist auch musikalisch Programm bei den fünf ehemaligen Leipziger Thomanern, reicht doch die stilistische Vielfalt der A-Cappella-Gruppe von Madrigalen der Renaissancezeit über den gefühlvollen und schlichten Schubert-Gesang bis hin zu Pop-Songs der Gegenwart. Zudem ist dem Quintett ein Spaß an der witzigen Darstellung eigen, der die Herren auch in scheinbar völlig abseitige vokale Gefilde eintauchen und etwa in ihrem aktuellen Programm in »Mordlust« schwelgen lässt. Natürlich rein gesanglich.
Da bieten nicht nur manche Opern-Libretti reichlich Stoff für hörenswerte Verbrechen, für Mord, Tod und Totschlag. Es ist quasi die finstere Seite der Vokalmusik, aus der das Ensemble hier charmant Kapital schlägt. Dass die Amarcords auch über diese düsteren Kapitel hinaus höchst erfolgreich wirken, unterstreicht der letztjährig gewonnene ECHO Klassik ebenso wie ihr 1997 ins Leben gerufenes, internationales Festival für Vokalmusik »a cappella«. Alljährlich sind hier im Frühjahr in Leipzig die Stars der Szene zu erleben. Zu Recht stellt der Tagesspiegel fest: »Immer wieder hat es Amarcord seit seiner Gründung 1992 geschafft, mit Diskretion und Perfektion auf sich aufmerksam zu machen und damit nicht nur sich selbst, sondern auch der A-cappella-Szene zu dienen.«
ensemble amarcord
Werke von
Heinrich Schütz
Orlando di Lassus
Carlo Gesualdo di Venosa
Clément Janequin
Franz Schubert
Heinrich Marschner
Camille Saint-Saens
Marcus Ludwig
u. a.