So manches Unternehmen dürfte neidische Blicke auf die
Deutsche Börse werfen. In einem von Handelskonflikten und sinkendem globalen
Wachstum geprägten Umfeld, in dem viele Gesellschaften rückläufige Ergebnisse
vorweisen und Abstriche an ihren Prognosen vornehmen mussten, hat der
Marktbetreiber sein Ergebnis erneut prozentual zweistellig gesteigert. Nicht
genug damit: Auch für 2020 ist das Unternehmen zuversichtlich und avisiert einen
um rund 8,5% höheren Überschuss, während viele Firmen unter den vom
Virusausbruch ausgelösten ökonomischen Verwerfungen leiden.
Die Prognose der Deutschen Börse kann als durchaus mutig bezeichnet werden. Denn
auch sie hat mit widrigen Umständen zu kämpfen. Durch das wohl dauerhaft
niedrige Niveau der Zinsen werden die 2019 noch gestiegenen Zinseinnahmen aus
dem Clearstream-Bankgeschäft zurückgehen und außerdem das Handelsvolumen der
Anleihederivate der Eurex leiden. Hinzu kommt die niedrige Volatilität, die die
Handelsaktivitäten an den Kassa- und Derivatemärkten insgesamt hemmt.
Seinen Mut kann das Unternehmen aus stetig, zuverlässig und zum Teil sehr stark
steigenden Erlösen in Geschäftsfeldern mit strukturellem Wachstum schöpfen.
Dabei kommen ihm nicht zuletzt regulatorische Trends wie etwa der zunehmende
Druck zur Verlagerung außerbörslichen Handels auf börsliche Plattformen und zur
Nutzung zentraler Gegenparteien entgegen. Vor allem erntet es die Früchte seiner
Übernahmen einschließenden, gezielten Investitionen in diese Gelegenheiten und
weitere Wachstumschancen, die sich beispielsweise aus der sehr stark wachsenden
Nutzung von Indizes durch Investoren ergeben. Neue Dienstleistungen und
Produkte, neue Kundengruppen, die Ausweitung geografischer Reichweite und
Marktanteilsgewinne treiben auf vielen Kanälen das Wachstum des Unternehmens.
Paradebeispiel ist das Clearing außerbörslicher Derivate, dessen Erlösbeitrag
2019 von 25,6 auf 41,2 Mill. Euro anzog.
Nicht ganz so mutig wie die Deutsche Börse sind allerdings die Analysten. Die
von Bloomberg erfasste Analystenempfehlungsbilanz fällt mit acht Kauf-, zwölf
Halte- und sechs Verkaufsvoten nicht gerade euphorisch aus. Das ist dem stark
gestiegenen Kurs der Aktie bzw. der dadurch deutlich höheren Bewertung
geschuldet. Mit einem KGV auf Basis des Konsenses für 2020 von rund 24 ist die
sehr gute operative Entwicklung bereits ein gutes Stück weit im Kurs enthalten.
(Börsen-Zeitung, 19.02.2020)
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