Während Deutschland und andere EU-Staaten
viel Geld in den Schutz gefährdeter Vogelarten und deren Brutgebiete
investieren, hält Malta auch sechs Jahre nach dem Beitritt zur
Europäischen Union an weitreichenden Möglichkeiten zur Jagd auf die
dort rastenden Zugvögel fest. Nach Angaben des NABU nutzen
passionierte Vogeljäger dies aus, um neben den mehr als 30 zur Jagd
freigegebenen Vogelarten auch zahlreiche andere, in ihrem Bestand
bedrohte Arten zu töten. Daher veranstaltet der NABU regelmäßig
gemeinsam mit BirdLife International internationale Vogelschutzcamps
auf der Mittelmeerinsel.
„Die illegale Jagd auf geschützte Vogelarten muss ein Ende haben.
Die EU-Kommission darf nicht nachlassen, den politischen Druck auf
Malta zu erhöhen“, forderte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
Anderenfalls drohten in den kommenden Jahren weitere Rückfälle wie
die 2010 wieder eröffnete Frühjahrsjagd auf Turteltauben und
Wachteln. Zu rechnen sei unter anderem damit, dass Maltas
Jagdverbände auch die Jagd auf Finken mit Fangnetzen wieder einführen
wollen, die nach einer Übergangsregelung im Zuge der
EU-Beitrittsverhandlungen nur bis Ende 2008 geduldet wurde.
44 Vogelschützer aus sieben europäischen Ländern beobachten
derzeit die Vogeljagd auf der Insel. Durch ihre Anwesenheit in der
Nähe beliebter Jagdplätze von den frühen Morgenstunden bis in die
Nacht versuchen sie die illegale Jagd einzudämmen, dokumentieren
Jagdverstöße und unterstützen damit die Arbeit der Polizei vor Ort.
Doch es bleibt schwierig, die Täter zu überführen. Gelingt ein
Nachweis wie etwa durch Videoaufnahmen, drohen immerhin höhere
Strafen als in der Vergangenheit.
„Die üblicherweise verhängten Geldstrafen haben sich in den
vergangenen vier Jahren mehr als verdoppelt“, erklärte
NABU-Vogelschutzexperte Markus Nipkow während seines Aufenthalts auf
Malta. Maßnahmen wie diese gingen in die richtige Richtung, reichten
aber nicht aus, um Vogeljäger von der Jagd auf geschützte Arten
abzuhalten. Nach Schätzungen des NABU werden derzeit auf Malta
täglich etwa tausend Zugvögel illegal getötet. „Zu diesen Opfern
zählen vor allem Wespenbussarde und andere Greifvögel, aber auch
Reiher und andere oftmals sehr seltene Arten wie die Blauracke.
Dieser früher weit verbreitete Vogel gilt in Deutschland seit kurzem
als ausgestorben“, so Nipkow.
Hintergrund:
Seit dem EU-Beitritt Maltas unterstützt der NABU die
internationalen Bemühungen um den Zugvogelschutz auf Malta. Die Insel
ist durch ihre Lage auf der zentralen Vogelzug-Route zwischen Europa
und Afrika ein Anziehungspunkt für Tausende von Zugvögeln. Hier
rasten sie und schöpfen neue Kräfte, bevor sie erneut weiterziehen.
Doch für viele der Vögel endet die Reise noch immer tödlich.
Nirgendwo in Europa wird ihnen intensiver nachgestellt als in dem nur
316 Quadratmeter großen Inselstaat, wo mehr als 16.000 Jäger und
Fallensteller eine Lizenz zur Vogeljagd besitzen. Das internationale
Vogelschutzcamp von BirdLife Malta und dem NABU findet unter dem
Namen „Raptor Camp 2010“ vom 11. bis 25. September 2010 in der im
Norden Maltas gelegenen Ortschaft Bugibba statt.
Weitere Einzelheiten zur aktuellen Situation auf Malta sind auf
der Internetseite von BirdLife Malta zu finden:
http://www.birdlifemalta.org
Im Internet zu finden unter www.NABU.de
Pressekontakt:
Dr. Markus Nipkow, Referent für Ornithologie und Vogelschutz, Tel.
(mobil) ++49(0)172-9108275
Originaltext vom NABU
NABU-Pressestelle, Telefon: 0 30.28 49 84-1510, -1500,
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