Autoexperte: VW wird Ziele nicht erreichen
Dudenhöffer kritisiert zur Vorlage der Verkaufszahlen
Managementfehler des Wolfsburger Konzerns
Osnabrück.- Der Volkswagen-Konzern wird sein selbst gestecktes
Ziel, 2018 der weltweit größte Autobauer zu sein, nach Einschätzung
des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer verfehlen. In einem
Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag) sagte er
anlässlich der gegenwärtigen Vorlage der Verkaufszahlen für das Jahr
2013, „das wird nicht zu schaffen sein“.
Der Professor für Automobilwirtschaft an der Universität
Duisburg-Essen machte seine Einschätzung an mehreren Punkten fest. So
pflege die oberste Führungsebene um Aufsichtsratschef Ferdinand Piech
(76 Jahre), den Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn (63) sowie
Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch (62) „ihren Nachwuchs“ nicht. In
vielen Managementpositionen gebe es Probleme. So habe Audi habe
innerhalb von drei Jahren den dritten Technik- und den zweiten
Designchef. Spitzenkräfte wie der ehemalige Porsche- und
Audi-Entwicklungschef Wolfgang Dürrheimer seien eher „kaltgestellt“.
„Im VW-Konzern ist die Nachfolgefrage und damit die Zukunft bis heute
ungelöst“, fasste Dudenhöffer zusammen.
Hinzu kämen Probleme auf dem wichtigen US-amerikanischen Markt.
Dort habe VW im vergangenen Jahr mit 408.000 verkauften Automobilen
rund sieben Prozent an Verkäufen eingebüßt. Der speziell für die
Vereinigten Staaten entwickelte Passat habe schon im zweiten vollen
Angebotsjahr Marktanteile eingebüßt. Und das, „obwohl der Passat in
den USA wahnsinnig preisaggressiv angeboten wird“, bemerkte
Dudenhöffer. Auch der in den USA wichtige Markt der SUVs müsse von
Volkswagen „neu angepackt“ werden. Er sehe insgesamt kein schlüssiges
Konzept. Das zeige auch der geradezu hektische Wechsel beim
Führungspersonal. Kurz vor Weihnachten hatte Volkswagen mit Scott
Keogh den dritten US-Chef seit 2010 engagiert.
Als dritten Hemmschuh beim Weg an die Weltspitze macht Dudenhöffer
bei VW das Fehlen wirklich günstiger Autos für Länder mit weniger
wohlhabenden Kunden aus. „Ein Billigauto fehlt“. Der mit der
Entwicklung eines solchen Fahrzeugs beauftragte frühere Opel-Chef
Hans Demant habe „bisher wenig Konkretes gezeigt“. Hingegen würden
Kleinstnischen das Management Zeit und Geld kosten und brächten die
Wolfsburger auf dem Weg zum Ziel, „Weltgrößter“ zu werden, wenig
weiter, sagte Dudenhöffer. So stelle das Super-Luxus-Segment weltweit
weniger als ein Prozent aller Pkw-Verkäufe, aber der Konzern sei mit
Bugatti, Lamborghini und Bentley überdurchschnittlich stark
engagiert. Das gleiche gelte für die neu erworbene Motorradmarke
Ducati.
Auch von den Modellen der Marken VW und Audi seien kaum Impulse zu
erwarten. Bei VW kämen außer dem neuen Passat, der erst im Herbst in
Europa starte, 2014 keine neuen Modelle. Das würde auch nicht durch
den Start des Elektro-Golf oder eines Facelifts für den Polo
wettgemacht. Außerdem sei das Design des neuen Passats nach den in
der Fachpresse veröffentlichten Computerzeichnungen sehr
verwechselbar mit dem noch aktuellen Modell – ein ähnliches Problem
wie beim Golf 7, der bei einem schnellen Blick kaum von seinem
Vorgänger zu unterscheiden sei. Bei Audi seien an Neuheiten nur ein
A-3-Cabriolet und die dritte Generation des TT zu sehen – eventuell
zum Herbst eine Erneuerung des A4, die sich dann allerdings erst 2015
in den Verkaufszahlen niederschlagen werde.
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